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Das Stadtgespräch September 2018

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36 TIPPS

36 TIPPS Das Stadtgespräch Jahre I00 Architektur und Bauen Beispielhäuser www.splietker.de Kleestr. 9 | Rheda-Wiedenbrück 05242 93770 | info@splietker.de Das Haus der guten Küche Angebot im September Schweinefilet in Parmesanpanade mit tomatisierten Schinken-Champignons, dazu Kräuterspaghetti und Salatteller € 12,50 Montags und dienstags Ruhetag Rheda-Wiedenbrück | Herzebrocker Str. 162 Tel: 05242 - 42 434 WIEDERENTDECKT: JOHN FANTE »Voll im Leben« Shoot-from-the-hip style, also aus der Hüfte geschossen, so bezeichnen amerikanische Kritiker den Schreibstil John Fantes. Das ist wahr und nicht war. Der soeben dankenswerter Weise neu auf Deutsch erschienene Roman »Voll im Leben« liest sich durchaus stellenweise so, als habe der Autor die Zeilen eben mal so hingeworfen. Doch vermutlich verfügt niemand über solch sprachliche Treffsicherheit aus der Hüfte. Als Beispiel mag folgende Passage gelten, in der dem Leser der Vater der Hauptfigur vorgestellt wird: »Papa war siebenundsechzig, und obwohl er die nicht-italienischen Mädchen anbetete, die seine Söhne geheiratet hatten, verdächtigte er sie doch in der Frage der Fortpflanzung des Betrugs, vielleicht auch der Unwissenheit«. Wie bei Hemingways berühmten Eisberg- Modell funktioniert auch hier die Kunst des Weglassens, denn wir haben zwar nur ein wenig von dem italienischen (Groß)Vater gesehen, doch den Rest denken wir uns dazu – vom Eisberg sieht man ja auch nur ein Achtel. Worum geht es also in dem Roman, der 1952 zuerst im englischen Original erschien. Übrigens nicht im Amerikanischen, denn das gibt es trotz des Großmachtgehabes ebenso wenig wie Australisch. An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass die Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch von Doris Engelke sehr gelungen ist und das höchste Lob für Übersetzer verdient: Der Roman liest sich nicht wie eine Übersetzung. Also: Der junge Autor John Fante hat endlich genug Geld verdient, um sich den Traum vom eigenen Haus zu erfüllen. Doch jetzt sorgt die Schwangerschaft seiner Frau für neue Herausforderungen. Vor allem, da Joyce leibhaftig den Boden unter den Füßen verliert: Die Hochschwangere steht vor dem Herd, als der Fußboden unter ihr nachgibt. Grund dafür ist kein Erdbeben – nicht so selten in Kalifornien, sondern Termiten, ebenfalls nicht selten. Doch der Makler weist alle Schuld von sich. Ein Handwerker muss her! Da kommt John sein knorriger Vater in den Sinn. Nick Fante ist Maurer, allerdings auch ein verdammter Dickschädel. Ein aufbrausender Italoamerikaner – verschroben, liebevoll und ziemlich sentimental. Er hat große Pläne für seinen Enkel, denn »ein Leben ohne Enkelsöhne war eigentlich kein Leben«. Und so wird das Haus umgebaut statt repariert, und alles kommt anders als geplant. Mit dieser gleichzeitig leichten und tiefsinnigen Westküsten- Komödie um die Wandlung vom Schreiberling zum Schriftsteller, vom Liebhaber zum Ehemann, vom Single zum Vater, vom Sohn voller Auflehnung zum Sohn voller Verständnis kam John Fante zu seinen Lebzeiten das erste und einzige Mal zu Bestseller-Ehren. »Full of Life« wurde Buch des Monats bei Readers Digest und mit Judy Holliday erfolgreich verfilmt. Unter dem Titel »Alle Sehnsucht dieser Welt« kam der Film 1956 in deutsche Kinos. Erschienen im Maro Verlag, 161 Seiten 18 Euro. JAMES BALDWIN Beale Street Blues Tish liebt Fonny und Fonny liebt Tish. So ist es schon immer gewesen, seit Tish sechs Jahre alt war. Anfang des 20. Jahrhunderts wachsen die beiden Afro-Amerikaner in der Beale Street in Amerika auf und lernen schon früh, dass die Gesellschaft tief gespalten ist. Mit 21 kommt Fonny, der eigentlich Künstler werden möchte, zu Unrecht ins Gefängnis. Ihm wird die Vergewaltigung einer jungen Frau vorgeworfen, und obwohl er ein Alibi hat, will ihm die weiße Justiz keinen Glauben schenken. Als Tish ihm berichtet, dass sie schwanger ist, entflammt in Fonny neue Hoffnung. Tish verspricht ihm, alles zu tun, um ihn vor der Geburt des Babys herauszuholen. Gemeinsam mit ihrer Familie und Fonnys Vater Frank kümmert sie sich um einen Anwalt und versucht, sich gegen das Rechtssystem durchzusetzen. Immer mehr Zeit vergeht … doch die Liebe bleibt. Ungeschönt beschreibt Baldwin die Geschichte zweier Liebenden aus der Sicht der jungen Tish, in der Wut, Hoffnung und Verzweiflung toben, und erschuf damit einen Roman, der grell in unsere Gegenwart strahlt. Ein erschütterndes Buch über die Willkur einer weißen Justiz. Erschienen ist »Beale Street Blues« mit 224 Seiten als Hardcover im DTV-Verlag und erhältlich in der Buchhandlung Güth für 20,– €. DAVID FOENKINOS »Lennon« David Foenkinos traut sich was. Das war auch schon in seinen vorherigen Romanen so, zum Beispiel in »Charlotte« (2014), über das die französische Elle schrieb: »David Foenkinos riskiert alles und

TIPPS 37 schafft ein großartiges literarisches Monument für die Malerin Charlotte Salomon«. Doch während nur wenige die junge von den Nazis umgebrachte Künstlerin kannten, ist John Lennon wirklich allen, die in den Siebzigern oder davor geboren wurden, ein Begriff, war er doch zusammen mit Paul McCartney der kreative Kopf der Beatles. Und zu denen haben Millionen eine Meinung. Auch der 1974 geborene Autor Foekinos selbst. Schließlich hat Lennon unsterbliche Songs geschrieben, und alle Welt meint ihn zu kennen, doch wer war John Lennon wirklich? Foenkinos führt uns in dieser Romanbiografie ganz nah heran an den Pop-Giganten, dessen kurzes Dasein nicht nur das Leben von Millionen von Menschen, sondern auch den Lauf der Musikgeschichte für immer geändert hat. Dabei wendet er einen wirklich klugen literarischen Kniff an, denn Foenkinos legt Lennon auf die Couch seines Psychoanalytikers. Im Jahr 1975 entschied John Lennon, keine Bühne mehr zu betreten. Auf der Couch eines Psychoanalytikers sitzend, lässt er nun bei Foenkinos seine wilde Zeit Revue passieren: den meteoritengleichen Aufstieg der Beatles, und wie er daran fast zugrunde gegangen wäre. Er erzählt von seiner einsamen Kindheit, die eine unheilbare Wunde gerissen hat, von seiner vollkommen irren Liebe zu Yoko Ono, den Jahren des Suchens, der Drogen, des Größenwahns – und seinem Kampf für den Frieden. Dabei muss die Recherche für den Roman titanische Ausmaße gehabt haben, denn kaum ein Künstler hat so viele Interviews gegeben wie John Lennon. Darunter auch das, in dem er gesagt hat, dass die Beatles berühmter sind als Jesus. Was als Scherz gedacht war, aber dazu führte, dass Beatles-Platten in Amerika öffentlich verbrannt wurden. Das Problem nicht nur bei diesem Interview war, dass seine Aussagen sich oftmals widersprachen. Umso bewundernswerter ist, dass es Foenkinos gelungen ist, einen Roman aus einem Guss zu schaffen, bei dem man tatsächlich meint, Lennon herauszuhören. Erschienen ist das gebundene Buch bei DVA, 219 Seiten, 20 Euro. HÖRBUCH: ALLISON PEARSON »Wenn’s weiter nichts ist« Eigentlich müsste es ganz furchtbar sein, sich »Wenn’s weiter nichts ist« anzuhören, selbst von so einer großartigen Sprecherin vorgetragen wie Irina von Bentheim (das ist unter anderem die Synchronstimme von Sarah Jessica Parker). Denn eigentlich geht es um lauter ernste Themen, ja in ihrer Ballung im Grunde unerträgliche Themen. Kate Reddy steht vor ihrem 50. Geburtstag und fragt sich, wo ihr Leben geblieben ist. Als ehemals attraktive Frau scheint sie für Männer in der Unsichtbarkeit zu verschwinden. Die Zeichen der körperlichen Alterung sind nicht zu übersehen. Und dabei ist das Alter längst nicht ihre einzige Sorge: Kate plagt sich mit zwei Teenagern. Ein Selfie vom nackten Hintern ihrer sechszehnjährigen Tochter wurde von einer heimtückischen kleinen Ziege, die sich Freundin nennt, ins Internet gestellt. Der zwei Jahre jüngere Sohn kommuniziert nur noch digital. Kate kümmert sich zudem um kränkelnde Schwiegereltern, die eigentlich etwas Besseres für ihren Sohn wollten, und eine Mutter, die zunehmend auf Hilfe angewiesen ist, dennoch aber die digitalen Medien für sich entdeckt. Und Kate sucht den Wiedereinstieg ins Berufsleben, da ihr Mann beschlossen hat, dem Hamsterrad Ade zu sagen und die Kunst der Achtsamkeit zu erlernen, wobei sich diese natürlich allein auf ihn selbst bezieht. Als sich dann auch noch eine verflossene Liebe bei Kate meldet, wird es endgültig kompliziert. Doch was eigentlich als viel zu starker Tobak klingt, ist mit viel Ironie und Selbstironie gespickt. Vielleicht ist es übertrieben zu sagen, dass das nur die Engländer hinbekommen – aber zumindest wahre Meister sind sie darin, EDELSTAHL HANDLÄUFE GELÄNDER selbst beinharte Situationen mit einer gehörigen Portion Humor zu versuchen – das war ja bei Mary Poppins schon so. Die auf gut elf Stunden gekürzte Hörbuchfassung ist im Hörverlag erschienen und kostet 22 Euro. DVD Game of Thrones Wer weiß schon, was in 20 Jahren als die gute alte Fernsehzeit angesehen wird? Geben wird es sie auf jeden Fall, denn man braucht nur im Freundeskreis eine alte Serie anzusprechen, die alle gesehen haben, schon wird es emotional. Nur dass sich natürlich im Laufe der Zeit die Objekte der Erinnerung ändern. War es Anfang der Siebziger Jahre »Einer wird gewinnen« mit Kulenkampff oder »Wetten dass…« in den Achtzigern, das als Highlight galt, so sind es heute zum Teil Serien, die gar nicht im Fernsehen laufen. Doch es gibt Ausnahmen und die haben vielleicht einerseits mit dem Zeitgeist zu tun – andrerseits aber auch wohl mit Qualität. Als Beispiel hierfür mag »Game of Thrones« gelten, das so bekannt ist, dass die Titelmelodie sogar Klingelton geworden ist. Tatsächlich hat die Serie sogar das Kult-Mafia-Epos »Sopranos« mittlerweile überflügelt und ist damit die erfolgreichste Serie, die der amerikanische Bezahlsender HBO je ausgestrahlt hat. Falls Sie dennoch noch nie etwas von »Game of Thrones« gehört haben, dann liegt das vermutlich an der Ausstrahlungspolitik. Zunächst wurde die Serie www.protte-kellner.de Heinrich-Heineke Str. 5 I Rheda-Wiedenbrück I Tel.: 4 08 29 90 I Fax.: 4 08 29 98

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