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Das Stadtgespräch Rheda-Wiedenbrück Ausgabe Januar 2020

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Die Januar Ausgabe vom Stadtgespräch.

Z 1 Blick von der

Z 1 Blick von der Festung Eindrücke aus Kolumbien Zu Besuch in Cartagena »Im achtzehnten Jahrhundert war die Stadt das blühende Handelszentrum der Karibik gewesen, insbesondere wegen des unrühmlichen Privilegs, der größte Umschlagplatz für afrikanische Sklaven in beiden Amerikas zu sein. Außerdem pflegten die Vizekönige von Neu-Granada hier zu residieren, da sie lieber mit Blick auf den Ozean der Welt regierten als in der fernen eisigen Hauptstadt, wo der Nieselregen von Jahrhunderten ihnen den Sinn für die Wirklichkeit verrückte.« So lässt der kolumbianische Literaturnobelpreisträger García Márquez eine seiner Hauptfiguren in seinem wunderbar poetischen Roman »Die Liebe in der Zeiten der Cholera« von 1985 (deutsch 1987) auf die Geschichte Cartagenas zurückblicken. Und diese Geschichte ist durchaus wechselhaft und hat Spuren in der Stadt direkt am Karibischen Meer hinterlassen. Und glücklicher Weise ist sie heute durchaus einen Besuch wert, denn sie stellt sich nicht mehr so dar wie an anderer Stelle im gleichen Roman: »eine Stadt, der in vier Jahrhunderten nicht mehr eingefallen war, als langsam zwischen welkem Lorbeer und fauligen Gewässern zu altern«. Vom Drogendrehkreuz zum Touristentreff Mit altern hat der erste Eindruck, den man von Cartagena de Indias, wie es offiziell heißt, schon mal nichts zu tun. Jedenfalls wenn man wie ein Großteil der Besucher heutzutage von der Seeseite her kommt. Dann reihen sich, wenn man die ersten historischen Festungsanlagen 1 Die Kathedrale im Centro 1 Historische Bauten und moderne Kunst 78 Das Stadtgespräch

1 Cartagena ist hip. San Felipe wurde nach Francis Drakes Raubzug erbaut. 5 auf vorgelagerten Inseln passiert hat, jede Menge Hochhäuser neueren Datums aneinander, die denen in den Arabischen Emiraten durchaus Konkurrenz machen könnten. Doch das Sehenswerte findet sich vor allem in der Altstadt. Allein schon die Tatsache, dass heute Touristen diese vielleicht schönste Kolonialstadt Südamerikas bedenkenlos besuchen, grenzt schon fast an ein Wunder. Jedenfalls hat sich eine Menge in den letzten Jahren getan. In den Achtziger und Neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts galt Kolumbien, bis auf vielleicht ein paar kleine Touristeninseln weit weg vom Festland, als absolutes Sperrgebiet für Urlauber. Ein korruptes Regime, Militär, Paramilitär, Guerillas und die Drogenkartelle sorgten für Chaos im Land, Morde und Entführungen gehörten ganz selbstverständlich zum Alltag. Wer an die karibische Südküste reisen wollte, war besser im Nachbarstaat Venezuela aufgehoben. Das hat sich bekanntlich inzwischen gründlich umgekehrt. Dennoch ist auch in Kolumbien das Reisen nicht überall im Land eine gute Idee. In Cartagena ist das zum Glück längst sehr anders. Sie ist die sicherste und bestbewachte Stadt Kolumbiens. Das heißt natürlich nicht, dass man im Gewusel der Altstadt nicht auf seine Taschen achten muss, denn Kleinkriminelle gibt es ja überall. Aber es gibt jede Menge Sicherheitskräfte und selbst die Marine hat hier den größten Stützpunkt des Landes. War Cartagena früher Drehkreuz des Drogenhandels, so sind die Behörden heute sehr daran interessiert, diesen Handel einzudämmen. Selbst Geldwäsche, die in der Karibik an vielen Orten gefühlt als Kavaliersdelikt ausgelegt wird, wird hier sehr ernst genommen. Wer nicht in der Landeswährung, dem Kolumbianischen Peso, bezahlt, sondern in US-Dollars, der muss sich ausweisen und eine Devisenbescheinigung ausfüllen. Das gilt selbst im Restaurant, auch nur für eine Cola oder ein Bier, wobei letzteres übrigens durchaus zu empfehlen ist. Überhaupt sollte man bei jedem Besuch auch eine Mahlzeit einplanen. Restaurants gibt es jede Menge im Herzen der Altstadt, dem Centro, das man idealer Das Stadtgespräch Weise per Taxi oder Bus erreicht, wobei die Busse vor der Stadtmauer bleiben. Die Fahrt im Mietauto dürften wohl die wenigsten Europäer nervlich unbeschadet überstehen, denn es ist hier wirklich eng und defensive Fahrweise ist nicht so die Sache der meisten Latinos. Die Restaurants sind zwar teurer als im übrigen Land, aber immer noch keineswegs übertrieben. Wer die verschiedenen Spezialitäten wie den Ajiaco Santaferena, ein Hühnereintopf mit verschiedenen Zutaten, oder bandeja paisa, ein Fleischgericht mit Maniok, oder auch tamales, ein mit Reis, Gemüse und Schweinefleisch gefülltes Bananenblatt, probieren möchte, der sollte sich nicht allzu viele Gedanken im Vorfeld machen, denn auch für europäische Gaumen ist das karibische Essen, also die Mischung aus europäischen, amerikanischen und afrikanischen Geschmäckern, durchaus bekömmlich. Für weniger Geld und Aufwand bekommt man die Arepas an jeder Ecke serviert, das sind Taschen aus Mais-Teig, die mit den verschiedensten Füllungen angeboten werden – selbst zum Frühstück. Zeugen der Geschichte Was gibt es also zu sehen in Cartagena? Für die wohl aufwändigste Baumaßnahme ist ein Engländer verantwortlich. Und das nicht, weil er q 79

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