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Das Stadtgespräch November 2016

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56 Das

56 Das Stadtgespräch Gegend angebracht – es gibt halt nicht viele und die sind zum Teil etwas versteckt. Wohnen in der Einsamkeit Wer übrigens die grandiose Idee hat, Island mit dem Wohnmobil zu besuchen, der sollte sein eigenes mitbringen. Die Überfahrt von Dänemark aus – vielleicht mit Zwischenstopp auf den Färöer-Inseln – kostet zwar einiges und man braucht auch mindestens zwei Tage für den Hinweg, aber das Mieten eines WoMos vor Ort kostet in der Hauptsaison 350 Euro pro Tag. Und das ohne die Campingplatzgebühr. Wer nächtliche Kälte nicht fürchtet und entsprechend ausgerüstet ist, der kann natürlich auch zelten, denn es gibt eine ganze Reihe von Campingplätzen. Die Mehrheit der Plätze ist nur im Sommer geöffnet und bietet ein Waschhaus und eine Toilette. Ansonsten geht man von Selbstversorgung aus. Die zweitgünstigste Unterkunftsalternative ist das Sommerhäuschen, wobei der Name irreführend ist, denn viele der Häuschen sind durchaus winterfest isoliert mit Heizung und Warmwasser. Der Vorteil der Sommerhäuser ist natürlich, dass man eine schöne Basis im Land hat, die man nach seinen Ausflügen immer wieder ansteuern kann. Eine Rundreise lässt sich dagegen eher komplizierter organisieren, denn verständlicher Weise werden die Häuser nicht gerne für ein oder zwei Tage vermietet. Auch einige Hotels, die eigentlich Internate sind, gibt es mittlerweile im Sommer. Dabei ist klar, dass diese Häuser eher ein wenig Jugendherbergsatmosphäre versprühen. Aber sie sind sauber, korrekt und vergleichsweise günstig. Die Mittelklassehotels sind dagegen ziemlich spärlich vertreten, jedenfalls die mittlere Preisklasse, denn die Hotelketten langen richtig zu bei den Preisen. Außerdem sind die meisten Hotels in und um die Hauptstadt angesiedelt und die zu sehen ist schön, aber nicht atemberaubend wie manch andere Gegend auf Island. Donnernde Wasser Doch zurück zu den Sehenswürdigkeiten. Im Süden Islands, nur wenige Hundert Meter von der Ringstraße Richtung Osten entfernt, liegt der Seljalandsfoss. Dieser fast 70 Meter hohe Wasserfall stürzt vor einer Höhle in die Tiefe, sodass Besucher hinter den Wasserfall entlang gehen können. Dazu empfiehlt sich regendichte Kleidung, aber die muss man ohnehin auf Island immer mit dabei haben. Und auch für den Wind, der allgegenwärtig ist, sollte man vorsorgen. Der Nordatlantik und das Polarmeer sind nicht weit, das bedeutet durchaus auch im Sommer meistens eine steife Brise, die modische Aspekte zurück treten lässt. Noch gewaltiger als der Seljalandsfoss ist der Skogafoss genannte Wasserfall, der sich nur etwa 20 Kilometer weiter östlich befindet. Dort stürzen die Wassermassen auf 25 Meter Breite mehr als 60 Meter tief. Der Skogafoss liegt direkt unterhalb des Eyjafjallajökull. Ja genau, das ist der kleine Vulkan, dessen Ausbruch im Jahre 2010 den europäischen Flugverkehr lahm gelegt hat. Einzelheiten dazu findet man in dem entsprechenden Museum ganz in der Nähe. Auch ein schönes Hotel mit Aussicht auf den Wasserfall sowie ein Restaurant findet man hier – allerdings auch das nicht gerade günstig. Was mir bei Island ein Vierteljahr später noch sofort einfällt ist die Weite und die Ruhe, die wir in unserem Ferien-Häuschen genossen haben. Das Haus der nächsten Nachbarn konnten wir zwar sehen, aber sie wohnten in vier Kilometern Entfernung. Unsere Vermieterin war mit anderen Reitern im Hochland unterwegs, sodass wir sie nie zu Gesicht bekommen haben. Der Schlüssel lag auf dem Tisch, die Tür war unverschlossen. Hier klaut niemand. Und für die bösen Geister – davon gibt es eine Menge aus dem germanischen Pantheon ergänzt durch lokale Spukgestalten – war auch gesorgt, schützte doch ein Widderkopf den Eingang der Hütte. Hätten nicht die Großen Brachvögel (das sind die möwengroßen, braunen Vögel mit dem säbelartig gebogenem Schnabel) jedes Mal Radau gemacht, wenn wir das Haus verlassen haben, um uns von ihren Nestern abzulenken, es wäre nur noch der Wind als Geräuschfaktor geblieben. Und das ist halt nicht jedermanns Sache… Im nächsten Stadtgespräch geht es um die hippe Hauptstadt, die Gletscher und natürlich wieder praktische Tipps. Wachwechsel bei der Feuerwehr Wachwechsel in der Führung der Freiwilligen Feuerwehr: Hermann Gödde wurde bei einer Feierstunde von Bürgermeister Theo Mettenborg mit bewegenden Worten aus seiner Funktion als Stellvertretender Leiter der Feuerwehr Rheda- Wiedenbrück verabschiedet. Sein Nachfolger ist Matthias Goerke. »Du bist ein Feuerwehrmann mit Herz und Seele. Wir sind dankbar für die Arbeit, die Du geleistet hast«, würdigte der Bürgermeister Göddes Einsatz, der 1985 in den Löschzug St. Vit eintrat. Nachdem er 2001 dort stellvertretender Löschzugführer geworden war, folgte 2004 bis 2006 die kommissarische Übertragung der Funktion des stellvertretenden Wehrführers. 2006 und erneut 2012 wurde Gödde durch den Rat offiziell zum stellvertretenden Wehrchef berufen. Theo Mettenborg würdigte, dass die zweifache Wahl ein Vertrauensbeweis der Kameraden war und freute sich, dass Gödde weiterhin aktiver Feuerwehrmann bleibt: »Wir sind auch dankbar, dass Du dem Löschzug St. Vit erhalten bleibst!« Gödde dankte seinen Feuerwehrkameraden und der Verwaltung für die gute Zusammenarbeit. Der verheiratete Vater zweier Kinder hatte im April seinen vorzeitigen Funktionsverzicht erklärt, um die frühzeitige Einarbeitung eines Nachfolgers zu ermöglichen. In St. Vit wird er jedoch weiterhin stellvertretender Löschzugführer bleiben. Auch sein Nachfolger kommt (V.l.) Brandamtsrat Wolfgang Pollmeier, Stadtbrandinspektor Ulrich Strecker, Leitender Rechtsdirektor Eberhard Greufe, Brandoberinspektor Matthias Goerke, Erster Beigeordneter Dr. Georg Robra, Stadtbrandinspektor Hermann Gödde und Bürgermeister Theo Mettenborg mit Matthias Goerke aus dem St. Viter Löschzug. Bürgermeister Theo Mettenborg überreichte Goerke jetzt im Rathaus die Ernennungsurkunde. Die Berufung zum Ehrenbeamten auf Zeit erfolgt auf Empfehlung des Kreisbrandmeisters, der zuvor alle Aktiven der städtischen Löschzüge angehört hatte. Der Feuerwehrkameraden wählten Goerke mehrheitlich zum Stellvertreter des Wehrführers.

57 EU-RICHTLINIE ÄRGERT HÄUSLEBAUER Immer öfter sagen Kreditinstitute »Nein« Es wird gebaut in Rheda-Wiedenbrück, das ist vor allem in Neubaugebieten wie dem »Königsforst« zu sehen. Trotz hoher Grundstückspreise ist offenbar das Geld für ein Haus da oder kommt, wie in vielen Fällen, von der Bank. Zu historisch niedrigen Zinsen, die viele Begehrlichkeiten wecken und über Wohneigentum nachdenken lassen. Für viele Interessierte endet allerdings der Traum ebenso abrupt wie unverhofft, denn immer häufiger müssen junge Paare oder Senioren auf einen Baukredit verzichten, weil die Bank »nein« sagt. Ursache der Enttäuschung ist eine neue EU- Richtlinie zu Immobilienkrediten. Sie wurde Ende März 2016 in deutsches Recht umgesetzt und hat es in sich. Gedacht als Schutz vor Überschuldung, schafft die Richtlinie in der Praxis enorme Hürden für angehende Bauherren. Wer vor März noch kreditwürdig war, hat jetzt womöglich große Probleme, einen Baukredit zu bekommen und empfindet den Abschied vom finanzierten Eigenheim als Schlag in’s Gesicht. Das Einkommens zählt Auch in Rheda-Wiedenbrück müssen zum Beispiel Volksbank und Kreissparkasse Wiedenbrück seit März strengere Regeln bei der Kreditvergabe anwenden. Es zählt vor allem die Höhe des Einkommens und das frei verfügbare Vermögen. Der Gegenwert eines Grundstücks oder des eigenen Hauses zählt nicht mehr so viel wie früher. Also aus der Traum womöglich für etliche Rentner, die ihr Eigenheim altersgerecht umbauen wollen. Auch für junge Menschen mit Berufen ohne absehbares Jahreseinkommen, in denen Honorare immer wieder neu frei verhandelt werden, wird es schwer. Die geplante Immobilie kann bei Zahlungsunfähigkeit nicht mehr zur Rückführung des Baukredites eingebracht werden, es zählen als Sicherheit die monatlichen Einkünfte sowie angepartes Vermögen. Ursprung dieser Änderung ist die geplatzte Immobilienblase unter anderem in Spanien. Dort waren Häuser und Wohnungen plötzlich kaum noch etwas wert, konnten also nicht zum Abzahlen des Kredits herangezogen werden. Junge Familien und Rentner »Die verschärften Vorgaben betreffen zum Beispiel junge Familien, Rentner und auch Freiberufler«, sagt Johannes Hüser, Chef der Kreissparkasse Wiedenbrück. Die EU-Richtlinie besagt: Wer einen Kredit will, muss in der Lage sein, ihn aus seinem Einkommen innerhalb der Vertragslaufzeit abzahlen zu können. Die Banken müssen aber die Kreditwürdigkeit über einen sehr langen Zeitraum, oftmals bis zu 30 Jahren, bewerten. In so einer Zeitspanne kann viel passieren: »Wie geht es in einer jungen Familie nach Ablauf der Elternzeit beruflich weiter?« fragt Johannes Hüser. Unsicherheiten und Veränderungen im sozialen und beruflichen Umfeld, Erkrankungen und Schicksalsschläge müssen jetzt deutlich stärker in die Riskikobewertung mit einbezogen werden. »Wir haben früher und heute Kredite immer sehr konservativ auch aus Sicht der Kunden geprüft«, betont Johannes Hüser. Entsprechend aufwändig ist die Prüfung der Kreditwürdigkeit und die Aufklärung. Früher waren nur wenige Informationsund Beratungstexte erforderlich, nach der neuen EU-Richtlinie sind es rund 80 Seiten, die gelesen und vom Kunden auch verstanden werden müssen. Da brauchen Kunden Zeit, Geduld und Nerven, solange über den beantragten Kredit noch nicht entschieden ist. Und immer häufiger geht der Daumen für Kreditnehmer runter, ist die Finanzierung nicht machbar. »Bei uns betrifft die Richtlinie zwischen zehn und zwanzig Prozent der Anträge. Sie müssen abgelehnt werden«, bedauert Johannes Hüser von der Kreissparkasse Wiedenbrück. Gegen den Trend Anders bewertet die Volksbank Bielefeld-Gütersloh die Auswirkungen der EU-Richtlinie. Einen Trend zu weniger Wohnimmobilienkrediten hat die Volksbank nicht festgestellt. »Weder Familien Baugebiet Gütersloher Straße noch Kinderlose oder Ältere haben ein Problem, ein Darlehen für den Hauskauf oder den Wohnungsumbau zu erhalten«, schreibt Michael Deitert, Vorstand der Volksbank Bielefeld-Gütersloh, dem Stadtgespräch in einem Statement. »Wir prüfen natürlich, ob sich der Antragsteller auch wirklich einen Gefallen tun würde – aber das haben wir auch schon vorher getan. Wir besprechen mit unseren Kunden zum Beispiel das Zinsänderungsrisiko bei der Anschlussfinanzierung«, so Michael Deitert weiter. Für alle, die vom eigenen Haus oder auch nur vom Umbau träumen, bedeuten die Änderungen: Man braucht Zeit, bis über einen Kredit entschieden ist, und man sollte sich intensiv über alle Finanzierungsmöglichkeiten informieren und beraten lassen. Dann klappt’s mit dem Eigenheim, dem neuen Dach oder anderen Bauprojekten für die eigenen vier Wände – hoffentlich.

Das Stadtgespräch - Magazin für Rheda - Wiedenbrück

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