28 Das Stadtgespräch DAS BELLEN DER NACHT Süß sind sie, laut aber auch! In schlaflosen Nächten hat Gabriele anderen Schäfchenzählern eins voraus, sie weiß, warum sie nicht schlafen kann. In ihrer Facebook- Gruppe »Wenn du aus Rheda- Wiedenbrück kommst, dann«, berichtete sie über einen Hund, der sie alle paar Nächte im Bereich Frankensteiner Straße / Portlandstraße aus dem Schlaf reißt. Damit hat Gabriele zwei Probleme. Sie kann erstens nicht schlafen und sie weiß zweitens nicht, wo der Hund wohnt oder wer Herrchen oder Frauchen des Nachtbellers ist, mit denen ein nachbarschaftliches Klärungsgespräch anliegt. Auf Facebook bekommt sie Zuspruch, auch Foto: alexei_tm | Shutterstock.com andere Rheda-Wiedenbrücker werden nachts von Bellerei geweckt. Es gibt aber auch User, die Verständnis für die Hunde haben und eher andere Lärmquellen in der Nachbarschaft kritisieren. Lärm ist also auch in Rheda-Wiedenbrück ein wachsendes Problem. Nähe zur Autobahn, Alkoholkonsum an der Ems oder auf Supermarktparkplätzen, Party draußen oder bei geöffneten Fenstern, rasenmähende Nachbarn, Laubsauger und Laubpuster, Hochdruckreinigungen, stundenlange Gesangsübungen beim Weihnachtszirkus in Rheda... Wir bleiben für heute mal bei den bellenden Hunden. Ihre Präsenz als Mitbürger steigt ständig, das hat die letzte Hundezählung Ende 2016 gezeigt. 2.700 Hunde leben demnach in Rheda-Wiedenbrück, 300 mehr als zuvor geschätzt. Damit lebt in jedem achten der insgesamt 21.000 Haushalte der Stadt ein Hund. Statistisch gesehen gibt es also in jeder Straße mehrere Hunde, die – je nach Charakter und Erziehung – mehr oder weniger bellen. Was tun? Wer sich durch Hundegebell gestört fühlt, hat es nicht unbedingt leicht, sich Ruhe zu verschaffen. Zunächst muss der Hundehalter
29 ausfindig gemacht werden. Dann sollte ein persönliches Gespräch der erste Versuch sein, Ruhe zu bekommen. Der nächste Schritt ist dann möglicherweise eine Beschwerde beim Ordnungsamt. Dort kommen nur relativ wenige Beschwerden an. Zwei bis drei Beschwerden im Quartal beziehen sich auf Hundegebell, schreibt uns die Stadtverwaltung. Welche Möglichkeiten hat das Ordnungsamt dann, für Ruhe zu sorgen? Hier die Antwort der Behörde: »Das Landes-Immissionsschutzgesetz regelt, dass Tiere so zu halten sind, dass niemand durch Tierlärm mehr als nur geringfügig belästigt wird. Sofern es sich bei dem Bellen um artgerechtes Verhalten handelt, muss dieses daher in der Regel hingenommen werden. Wann eine Belästigung vorliegt, die mehr als nur geringfügig ist, hängt von den weiteren Umständen ab. Beispielsweise wie häufig die Störung auftritt und wie lange sie anhält. Auch die Tageszeit und die Ortsüblichkeit spielen eine Rolle. Daneben ist die Zahl der belästigten Personen und der Grund der Tierhaltung zu berücksichtigen. Aus diesem Grund wird eine detaillierte Schilderung vom Beschwerdeführer verlangt und es werden ggf. eigene Beobachtungen durchgeführt. In Zweifelsfällen werden auch weitere Anwohner befragt, ob sie das Hundegebell ebenfalls als störend empfinden. Sollte es auf eine falsche Tierhaltung zurückzuführen sein, wird auch das Kreisveterinäramt beteiligt. Wenn ein Tätigwerden des Ordnungsamtes geboten erscheint, können verschiedene Maßnahmen getroffen werden. So kann dem Hundehalter beispielsweise auferlegt werden, den Hund besser auszubilden und zu beaufsichtigen. oder aber die räumlichen Haltungsbedingungen müssen geändert werden. Daneben kommt auch ein Bußgeldverfahren in Betracht.« Erst mal reden »Bevor diese Maßnahmen getroffen werden, wird jedoch im Regelfall zunächst der Kontakt mit dem Hundehalter gesucht. Häufig kann bereits hierdurch eine Besserung erreicht werden.« Soweit die offizielle Position der Stadt. Viele Bürger rufen aber nicht beim Ordnungsamt an, sondern gleich bei der Polizei, vor allem Abends und Nachts. Die Beamten können die Hundehalter zwar zur Ruhe ermahnen, nicht aber die mehr oder weniger gute Erziehung des Hundes ändern. Kaum ist der Streifenwagen weg, geht möglicherweise das Bellen wieder los. Die Erfahrungen zeigen: Nachbarn geraten wegen ihres Hundes oft aneinander, nicht nur wegen des Bellens, sondern auch wegen des Gassigehens... Hundeschule Wer als Hundeliebhaber Ärger vermeiden will, sollte bei der Wahl der Rasse auf die Lebhaftigkeit und die Lernfreude des Tieres achten. Auch der Besuch einer Hundeschule und viel Training mit dem Tier machen sich später bezahlt. Die beliebten Fernsehsendungen über »Hundeflüsterer« zeigen, dass durchaus Interesse besteht am stressfreien Umgang mit dem Haustier. Der Hund bellt und gehorcht nämlich oft nur dann nicht, weil er nicht versteht, was der Mensch vom ihm will, weil der Halter sein Tier wie einen Mitmenschen behandelt und falsch mit ihm umgeht. Manches unnütze Gezeter und Gezerre am oberen Ende der Leine könnte auch dem menschlichen Langzeitpartner gelten: »Hab ich Dir nicht eben schon gesagt, dass Du nicht so laut sein darfst, die Nachbarn werden ganz böse, jetzt gib endlich Ruhe und spiel mit Deinem Kuscheltierchen!« Zeige mir Deinen Hund und ich sage Dir, wer Du bist. »Aus!«
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