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Das Stadtgespräch Mai 2018

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62 seniorenzeitung Das Stadtgespräch Auf der Parkbank ...mitgehört und aufgeschrieben ©eyetronic - Fotolia.com Sie: Eigentlich ist es ziemlich schade, dass wir unsere früheren langen Spaziergänge nicht mehr machen können, seit dem du an der Wirbelsäule operiert worden bist. Er: Leider ist das so. Mir fehlen diese Ausflüge ganz besonders, denn Fahrten mit dem Auto sind kein Ersatz dafür. Aber was soll ich machen, es geht einfach nicht mehr. Sie: Hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, ob ein Rollator nicht das Gegebene für dich wäre? Inzwischen sind diese Gehhilfen vollkommen »in«, weil sie die Mobilität von Gehbehinderten enorm gesteigert haben. Er: Das mag schon sein, für mich kommt das aber nicht in Frage, so alt und gebrechlich fühle ich mich schon lange nicht. Und was sollen die Leute von mir denken, wenn sie mich mit einem solchen Gerät sehen? Sie: Irrtum, wenn du glaubst, man könnte über dich lachen oder schlimmer, dich verspotten. Deine Einsicht, für mehr Lebensqualität im Alter selbst gesorgt zu haben, würde eine hohe Anerkennung zur Folge haben. Er: So ein Klapperding kommt mir nicht ins Haus, und benutzen werde ich es auch nicht. Sie: Nochmals »Irrtum«! Inzwischen gibt’s am Markt bemerkenswerte Entwicklungen, die mit Klapperding nichts zu tun haben. Man kann sie kaufen, mieten oder auch leasen, ganz nach Wunsch. Und die Grundausstattung wird sogar noch von der Kasse bezuschusst. Die Handhabung eines Rollators soll kinderleicht und völlig problemlos sein. Nützlich ist dennoch eine kurze Unterweisung durch Fachpersonal beim Zusammenbau und bei der Erstnutzung, denn das erleichtert enorm. Er: Das alles überzeugt mich überhaupt nicht. Doch um des lieben Friedens willen können wir uns erst schon mal Prospekte besorgten und uns Rollatoren im Geschäft ansehen. Und weil das Probieren in diesem Fall vor dem Studieren steht, können wir vielleicht auch für einige Tage ein Gerät ausleihen. Es könnte ja sein, dass das nicht für mich sondern viel mehr für dich in Frage kommt. Sie: Wer weiß …. ? Erna und Berta »Da hab ich doch vor Kurzem mit jemand gesprochen, der sich entrüstete, dass ›My fair Lady‹ ein ›frauenverachtendes‹ Musical wär.« »Naja, die Texte haben’s schon in sich. Ich hab das neulich noch auf einer meinen alten Platten gehört, er – der Mann – sitzt in seinem Zimmer die großen Philosophen lesend und ›sie kommt statt mit Kant, mit Bekannten angerannt, und die reden über jeden und die ganz besonders blöden über dich‹. Aber es ist doch so, dass der Knackpunkt die Verachtung aller Dummköpfe ist, die eben nichts anderes zu tun und zu denken haben, als sich über den Nächsten zu entrüsten. Und bei Dummheit lag die Verbindung zu Mädchen früher eben nahe. Das haben wir doch in jungen Jahren sogar noch gehört, Frauen brauchen nichts zu lernen, die sind von Natur aus dumm.« »Ja ja, das ist vielleicht der Zeit geschuldet. Obwohl, die Vorurteile: »Ich klug, der Rest der Welt blöd, insbesondere wenn weiblich« oder »Ich weiße Haut, d.h. hochwertig, du schwarze Haut, also minderwertig« sind möglicherweise viel länger wirksam als uns das bewusst ist. Ich hab da neulich was über einen schwarzen amerikanischen Schriftsteller aus den 1930er Jahren gelesen, der ungefähr so darüber schrieb: »Die Weißen der westlichen Welt haben sich über Jahrhunderte für die uneingeschränkten Herrscher gehalten. Aber die Welt ist nicht mehr weiß«. Das ist jetzt fast hundert Jahre her und tatsächlich sollen ja inzwischen über 50% der Menschheit farbig sein. »Das heißt, diese Vorherrschaft ist kurz vor dem Ende. Und Amerika tut sich besonders schwer mit dieser Einsicht, weil die Sklaverei noch in vielen weißen Köpfen spukt. Aber ich denke ja, dass es bei den dunkelhäutigen Menschen Intelligenzbolzen und Nieten gibt, wie bei allen Menschen. Und Männer – ob hell oder dunkel – können so dämlich sein wie manche Frauen, und Frauen können so »herr«lich sein wie der eine oder andere kluge Mann«. »So ähnlich haben wir das alles doch schon mal gehört, oder?« Streiflicht Mann o Mann, an die Aussage »Coffee to go, jetzt auch zum Mitnehmen«, als stehenden Scherz hat man sich ja schon gewöhnt, aber dass einer unserer Verwaltungschefs jetzt einen »Cheat- Day« mit »Streetfood« als besonderes »Event« ausruft, das macht mich – und vielleicht auch andere – doch etwas ratlos. Cheat steht für mogeln im besten Fall aber andrerseits auch für betrügen. Betrügt also das Straßenessen die Kunden? Ist die Currywurst aus Fisch? Oder ist der ganze Tag eigentlich eine Mogelei an dem zu feiernden Ereignis? Nein, nichts von alledem. Den Begriff »Cheat-Day« gibt es tatsächlich. Er bedeutet, dass zwischen den ganzen Fasttagen, die Mann im Frühling so absolvieren muss, ein Schummeltag erlaubt ist, damit anschließend die Motivation zum Fasten wieder besser ist. (Nachgelesen in »Men’s Health«, Magazin für Männer.) Heiterkeit des Herzens schließt wie der Frühling alle Blüten im Inneren auf. -Jean Paul-

seniorenzeitung 63 Eintopf Kein Wunder, dass sich der Eintopf weltweiter Beliebtheit erfreut. Ob Bouillabaisse oder Borschtsch, Linseneintopf oder Chili con Carne – fast jedes Land hat seinen »National-Eintopf«. Außerdem zählt das Gericht nachweislich zu den ältesten warmen Mahlzeiten überhaupt. Lange Zeit als Arme- Leute-Gericht verschmäht, fristet der Eintopf sein Dasein als Massenverköstigung auf Sportfesten oder anderen Veranstaltungen. Doch wer nur an Erbseneintopf oder Gulaschkanone denkt, unterschätzt den Alleskönner. Gerade weil alles in einem Topf langsam vor sich hingart, verschmelzen die Aromen zu einem wunderbaren Ganzen. Und dass Eintopf aufgewärmt gleich doppelt so gut schmeckt, kann gerade bei einem Wintergericht kein Zufall sein. Viele alte Wurzelgemüse überzeugen mit intensivem Aroma und gesunden Inhaltsstoffen wie Kalium, Kalzium, Magnesium oder Eisen, schließlich speichern die Pflanzen in ihren Wurzeln alle wichtigen Mineral- und Inhaltsstoffe und haben dadurch mehr Power als Blattgemüse. Wem beim deutschen Linseneintopf graust, der entdeckt seine Liebe zu gesunden Hülsenfrüchten vielleicht bei der scharf-würzigen indischen Variante mit Curry und roten Linsen. Und wer dem klassischen Bohneneintopf mit Speck nichts abgewinnen kann, findet stattdessen Gefallen an der mediterranen Minestrone mit weißen Bohnen. Überhaupt sind Hülsenfrüchte eine der beliebtesten Hauptzutaten von Eintöpfen weltweit, denn sie sorgen für eine ordentliche Portion Eiweiß auch ohne Fleisch. Zutaten können ganz nach Lust und Laune variiert werden: Räuchertofu statt Speck – schon ist der Eintopf vegetarisch. Mal exotische Gewürze ausprobiert, schon schmeckt Grünkohl nicht mehr ostwestfälisch, sondern orientalisch. Umweltschutz Frühere Generationen hatten noch kein Wort für »Umweltschutz«: Sprudel- und Bierflaschen wurden in dem Laden zurückgegeben, wo man sie gekauft hatte. Von dort gingen sie an den Hersteller, der die Flaschen wusch, sterilisierte und wieder auffüllte, so dass jede Flasche unzählige Male benutzt wurde. Die Milch holte man beim Milchhändler in der eigenen Milchkanne ab. Für Gemüseeinkäufe benutzte man Einkaufsnetze, für den Resteinkauf die Einkaufstaschen. Vergaß man sie, so packte der Händler den Einkauf in braune Papiertüten, die man zu Hause für viele Zwecke weiterverwendete, z.B. zum Einpacken der Schulbücher, die von der Schule unter der Auflage, dass man sie gut behandelte, kostenlos zur Verfügung gestellt wurden. Nach Beendigung des Schuljahres wurden sie wieder eingesammelt und in gutem Zustand an den nachfolgenden Jahrgang weiter gereicht. Man stieg Treppen hoch, denn Aufzüge oder Rolltreppen gab es nicht. Man ging zu Fuß die paar Schritte zum nächsten Lebensmittelgeschäft und benutzte keinen 300 PS starken Geländewagen. Damals wurden Babywindeln gewaschen, weil es keine Einwegwindeln gab. Man trocknete die Wäsche nicht in einem Strom fressenden Trockner sondern mit Wind auf der Wäscheleine. Die Kleidung der Kinder ging stets an die jüngeren Geschwister, denn neue Kinderkleidung konnte man sich nicht leisten. Im Haus stand ein einziges Radio und später kam ein kleiner Fernseher mit einem Bildschirm in Taschentuchformat dazu. In der Küche gab es keine elektrischen Maschinen. Der Rasenmäher wurde mit der Hand geschoben, machte dafür auch keinen Krach und Gestank. Das war ein Fitnesstraining ohne elektrische Laufbänder. Wasser trank man aus der Leitung und benötigte keine Plastikflaschen. Leere Schreibfüller wurden wieder mit Tinte gefüllt anstatt neue zu kaufen. Damals fuhren die Kinder mit dem Bus, der Straßenbahn, dem Fahrrad oder sie gingen zu Fuß zur Schule. Einen 24-stündigen Taxiservice mit einem 50.000 Euro teuren Auto gab es nicht. Aber auch das Wort »Umweltschutz« kannte man noch nicht! Lesen kann Türen zu Welten öffnen, die wir sonst niemals betreten hätten. Es sind Orte der Fantasie, an die man sich zurückziehen kann, wenn das wahre Leben gerade mal nicht so gut läuft, an denen man gefahrlos Abenteuer erleben kann, wo einem Trost gespendet wird, wo Sehnsüchte geweckt und gestillt werden und das Gefühl sowie die Gewissheit geschenkt wird, dass es für Jeden eine Welt jenseits des eigenen Horizontes zu entdecken gibt. BUCHTIPP Lob des Alters Die Lektüre ist sowohl für jüngere Alte, die sich ins Thema einarbeiten wollen, als auch für alte Alte nach meiner Ansicht empfehlenswert. Peter Bachér beschreibt die Kunst, mit den späten Jahren gut umzugehen. Er ist sicher als langjähriger Kolumnist der Welt am Sonntag und der Bild-Zeitung vielen bekannt und schreibt hier anlässlich seines 90. Geburtstages. Der Untertitel des Buches lautet: »Die Kunst, mit den späten Jahren gut umzugehen.« Es behandelt auf 160 Seiten Fragen wie: In Würde altern, geht das? Was bedauern wir und was macht uns zufrieden? Woher kommt die Kraft, immer wieder Neues in Angriff zu nehmen und neugierig zu bleiben? Sein Fazit: Jede Lebensphase verdient, gut gelebt zu werden. Ein Buch, das Mut macht, die verbleibende endliche Zeit wie einen guten Freund zu betrachten. Peter Bachér, Lob des Alters, 2017, Langen-Mueller-Verlag. Impressum Seniorenzeitung: Verantwortlich für den Inhalt ist der Seniorenbeirat der Stadt Rheda-Wiedenbrück. Ständige Mitarbeit: Karl-Josef Büscher, Margret Kohler, Vroni Korsmeier, Carola Linnemann, Hans Dieter Wonnemann, Koordination: Arnold Bergmann Übrigens: Leserzuschriften erwünscht! Rathausplatz 13, 33378 Rheda-Wiedenbrück, E-Mail: seniorenbeirat@rh-wd.de, Schreiben Sie uns, wir antworten bestimmt

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