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Das Stadtgespräch Mai 2018

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50 Das Stadtgespräch anzeige Familie Michels TYPISCH FAMILIE! Die dritte Generation: Fluch oder Segen? (CL) Eine weit verbreitete und nicht wirklich wohlwollende Weisheit lautet: »Die erste Generation schafft das Vermögen, die zweite verwaltet es, und die dritte studiert Kunstgeschichte«. Mein Rheda-Wiedenbrück und das Stadtgespräch möchten Hand in Hand das Gegenteil dieser frechen Phrase beweisen und haben bei den heimischen Jungunternehmern der dritten und sogar vierten Generation einmal einen Blick hinter die Kulissen geworfen. Wir sind gespannt, welche Finessen ein langjähriges Erfolgsunternehmen ausmachen. Den Startpunkt setzt unser Interview mit Christian Michels, Inhaber von Michels Fernster und Türen. Teil 1: Michels Fenster und Türen Begibt man sich in Rheda-Wiedenbrück auf die Suche nach einem traditionsreichen, ausschließlich familiengeführten Betrieb wird man schnell fündig. Spontan fällt der Gedanke auf die Tischlerei Michels Fenster und Türen. Seit 1903 und in mittlerweile vierter Generation der Familie Michels wird die Firma um Fenster und Türen geführt. Gründer des Betriebs war Fritz Michels, der 1903 am Ostenwall die Bautischlerei Michels ins Leben rief. Sein Sohn Otto übernahm den väterlichen Betrieb 1931. Leider fiel der junge Handwerker viel zu früh dem Krieg zum Opfer. Ottos Frau Katharina leitete die Geschicke der Firma bis Sohn Willi 1980 in die Leitung der Tischlerei einstieg und die Werkstatt weiter ausbaute. Fritz Ur enkel Christian steht seit 2008 an der Spitze des holzverarbeitenden Unternehmens. Mit dem Umzug in den großzügigen Neubau in der Kupferstraße steht einer zukunftsorientierten Expansion von Michels Türen und Fenster nichts mehr im Weg. Das Stadtgespräch: Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind? Christian Michels: Ganz klassisch: natürlich Feuerwehrmann! Das Stadtgespräch: Sie sind in den Familienbetrieb eingestiegen, weil... Christian Michels: … ich es als kleiner Dötz geliebt habe, stundenlang in der elterlichen Werkstatt zu spielen und aus den Holzabfällen der Sprossen und Leisten kleine Burgen und hohe Türme zu bauen. Und ich war immer schwer stolz auf meinen Vater, wenn wir durch Rheda-Wiedenbrücks Straßen gelaufen sind und ich unsere Namens-Schilder an den Baustellen gesehen habe. Ich glaube, das hat Spuren hinterlassen und je älter ich geworden bin, umso mehr ist die Leidenschaft gewachsen, mit dem Werkstoff Holz zu arbeiten. Ich war stolz (und bin es auch heute noch!), die Möglichkeiten ergreifen zu können, das Lebenswerk meines Vaters, Großvaters und Urgroßvaters fortzuführen. Das Stadtgespräch: Haben Sie Respekt vor dem ewig währenden Bund mit dem Familienbetrieb? Christian Michels: Auf jeden Fall! Die Verantwortung gegenüber meinen Mitarbeitern, die teilweise schon länger in unserem Betrieb arbeiten, als ich Jahre zähle, ist immens. Ich möchte den Betrieb weiter ausbauen und zukunftsfähig gestalten. Der Name Michels

51 anzeige steht seit Generationen für absolut hochwertigen Fenster- und Türenbau. Ich möchte nicht, dass sich durch meine Unternehmensführung etwas daran ändert. Natürlich gefällt mir auch der Gedanke, dass mindestens einer meiner Söhne in die beruflichen Fußstapfen seiner Ahnen treten könnte. Das Stadtgespräch: Welche Vorteile bringt eine generationenübergreifende Zusammenarbeit? …und welche Herausforderungen? Christian Michels: Ein väterlicher Rat ist sicherlich immer geprägt, seinen Kindern das Beste empfehlen zu wollen. Daher schätze ich mich sehr glücklich, auf den unternehmerischen Rat und das Fachwissen meines Vaters jederzeit zurückgreifen zu können. Da unser Familienleben und mein ganzes Aufwachsen schon immer durch den Betrieb, die Selbstständigkeit und den Baustoff Holz beeinflusst war, fühle ich mich mit der Materie sehr vertraut. Das bringt gewisse Sicherheiten. [Anm. der Redaktion: Mit einem verschmitzten Grinsen fügt Christian Michels hinzu:] Herausfordernd wird es natürlich, wenn 2 westfälische Dickköpfe mit gleicher Genetik in der Chefetage aufeinanderstoßen. Da kann schon mal die ein oder andere hitzige Debatte geführt werden. Das Stadtgespräch: Welche Teile des Erfahrungsschatzes übernehmen Sie und welche neuen Ideen bringen Sie ein? Christian Michels: Wir profitieren sehr von dem Know-how und der Handwerkskunst der traditionellen Fertigung von Profilen und Sprossen. Daran hat sich in den letzten 30 Jahren nichts verändert. Mit dem Umzug in die Kupferstraße bieten wir den Kunden heute zusätzlich das Handwerk 4.0. Digital vernetzte CNC Maschinen und Lackierroboter ermöglichen uns einen effizienteren Produktionsprozess. Auch wir spüren den Fachkräftemangel und um diesen auszugleichen, sind wir mit den modernen Fertigungstechniken gut gerüstet. Grundsätzlich ziehe ich Manpower der Maschinenpower vor. Das Stadtgespräch: Wie kann man Sie beeindrucken? Christian Michels: Da fällt mir ganz spontan der Einsatz meiner Mitarbeiter während unseres Umzugs ein. Wie selbstverständlich haben sie auch an Sams- und Sonntagen angepackt, um den Standortwechsel so reibungslos und zügig wie möglich durchzuführen. Jungs, da habt ihr mich schwer beeindruckt! Danke dafür! Das Stadtgespräch: Und wie beeindrucken Sie… · Ihre Mitarbeiter? · Ihre Kunden? · Und Ihre Familie? Christian Michels: Ich versuche für ein starkes Wir-Gefühl zu sorgen. Ich bin stolz auf meine Mitarbeiter und sehr gerne mit ihnen zusammen. Daher veranstalten wir mit »alle Mann« einmal pro Jahr einen 2-tägigen Ausflug, an dem auch Kind und Kegel mitfeiern dürfen. Meine oder besser gesagt unsere Kunden beeindrucken wir hoffentlich mit den Qualitätsprodukten, die wir liefern. Ich arbeite viel, bin teilweise 12 Stunden im Betrieb, daher möchte ich meine Familie mit Zeit beeindrucken. Wenn ich zuhause bin, dann bin ich zu 100% für meine 3 Jungs und meine Frau für alle Gemütlichkeit, die ein freier Tag bietet, zu haben – ob mir das gelingt, müssen Sie bei meiner Frau hinterfragen [Anm. der Red.: hierbei lacht Christian Michels schelmisch] Das Stadtgespräch: Eine Generation entspricht 25 Jahren, wo stehen… · Sie in 25 Jahren? · Und Ihr Betrieb? Christian Michels: Mit 61 Jahren bin ich hoffentlich immer noch fit in der Kupferstraße, in einem vernünftigen Betrieb, der Fenster und Türen baut, am liebsten zusammen mit meinen 3 Jungs. Ich hoffe, dass der Betrieb von der 5. Generation übernommen wird und es immer noch genauso viel Freude bereitet, Fenster und Türen zu bauen.

Das Stadtgespräch - Magazin für Rheda - Wiedenbrück

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