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Das Stadtgespräch Juni 2016

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Magazin für Rheda-Wiedenbrück

34 TIPPS

34 TIPPS Das Stadtgespräch KINDERBUCHTIPP Pip Bartlett und die magischen Tiere WIEDERENTDECKT: CHARLOTTE BRONTË »Jane Eyre« »Jane Eyre ist in der Tat eines der gröbsten Bücher, das wir jemals studiert haben«, urteilte jedenfalls der Rezensent des Rambler in seiner Besprechung von 1848. Und das war noch eine der gemäßigten Kritiken, denn die Quarterly Review bezeichnete den Roman gar als herausragend anti-christliches Machwerk. Heute sehen wir den Roman, der unmittelbar eine große Leserschaft fand, mit anderen Augen, denn mit der charakterstarken, mitreißend emotionalen Jane Eyre schuf Charlotte Brontë eines der berührendsten Frauenporträts der englischen Literatur. Die märchenhaft anmutende Geschichte der Waise von Lowood, von einer unbekannten Debütantin in einem weltfernen Provinznest verfasst, eroberte im Nu einen wichtigen Platz in der Weltliteratur – und behauptet ihn noch immer. Die unerhört eigenständige und eigensinnige Heldin gewinnt ihre Größe im existenziellen Widerstreit zwischen tiefem Liebesverlangen und dem, was der menschlichen Seele letztlich die Selbstachtung erhält: dem Gefühl persönlicher Integrität. Selbst als das zum Greifen nahe Glück auf ewig verloren scheint, bleibt sie sich treu. Janes unbedingte Ehrlichkeit rührt bis heute nicht nur das Herz des finsteren Mr. Rochester, sondern jede neue Generation von Leserinnen und Lesern. Charlotte Brontë (1816–1855) war neben Emily und Anne die Dritte im Bunde der literarisch hochbegabten Schwestern. Nach dem frühen Tod der Mutter übernahm sie die Fürsorge für die jüngeren Geschwister. Zwei Jahre unterrichtete sie an einem Brüsseler Internat und wollte eine eigene Schule ins Leben rufen. Nachdem dieser Plan scheiterte, kehrte sie endgültig in die Abgeschiedenheit des väterlichen Pfarrhauses im englischen Moor zurück. Zum 200. Geburtstag Charlotte Brontës legt der Manesse Verlag eine moderne Übersetzung vor (608 Seiten, 26,95 Euro). Und zum Glück gibt es sie noch, die Übersetzer echter Literatur. Und Andrea Ott zählt zu den Prachtexemplaren der Gattung. Sie hat sich längst als Übersetzerin englischer und amerikanischer Literatur einen Namen gemacht. Für den Manesse Verlag hat sie Meisterwerke unter anderem von Jane Austen, Anthony Trollope, Elizabeth Gaskell, Henry James, Edith Wharton und Upton Sinclair ins Deutsche übertragen. PAULA DALY »Herzgift« Eigentlich kann sich Natty nicht beklagen: Sie führt mit Sean eine tolle Ehe, hat zwei wohlerzogene Töchter und ihr kleines Hotel läuft bestens. Doch dann erkrankt ihre jüngste Tochter Felicity auf ihrer Klassenfahrt und Natty macht sich sofort auf den Weg nach Frankreich, um ihrer Tochter beizustehen. Ihre beste Freundin Eve, die gerade zu Besuch ist, bietet ihr an, Sean und der älteren Tochter Alice während Nattys Abwesenheit unter die Arme zu greifen. Als Natty nach 2 Wochen aus Frankreich zurückkehrt, steht sie vor dem Scherbenhaufen ihres Lebens: Eve hat ihr den Mann ausgespannt, ist in ihr Haus eingezogen und auch ihre Töchter werden von ihr umgarnt. Natty ist fassungslos. Und dann erhält sie eine anonyme Nachricht: »Eve hat das schon einmal getan. Mehr als einmal. Lass dir von ihr nicht wegnehmen, was dir gehört.« Natty beginnt, nachzuforschen und findet Erschütterndes heraus. Und aus der einstigen Freundschaft wird blanker Hass und steigert sich in einen mörderischen Zweikampf. Paula Daly hat mit »Herzgift« einen absolut fesselnden Psychothriller geschrieben, der von der ersten Seite an zu überzeugen weiß. Man fragt sich als Leser die ganze Zeit, wie die Geschichte wohl ausgehen wird und je mehr über Eve und ihre Spielchen ans Tageslicht kommen, desto entsetzter und fassungsloser wird man. Die Geschichte nimmt ein furioses, unerwartetes Ende und bleibt noch lange im Gedächtnis. Erschienen ist »Herzgift« als Paperback im Manhattan-Verlag, hat 384 Seiten und ist erhältlich in der Buchhandlung bücher-güth für 14,99 Euro. Die neunjährige Pip Bartlett hat eine besondere Gabe: Sie kann mit magischen Tieren sprechen – mit Einhörnern, Seidengreifen und Hopp-Grackeln. Mit Eltern und Lehrern klappt die Verständigung allerdings manchmal nicht so gut. Weshalb Pip in den Sommerferien wegen des Einhorn-Vorfalls beim Schulprojekt (wer denkt denn auch, dass die so doof sind!) zu ihrer Tante Emma verbannt wird. Emma leitet eine Arztpraxis für magische Tiere, und begeistert plaudert Pip den ganzen Tag mit den verrücktesten Geschöpfen, die man je gesehen hat. Doch dann taucht ein abenteuerliches Problem auf, nämlich Unmengen von Fussels. Das Schlimme an diesen kleinen pelzigen Wesen: Wenn sie sich aufregen, gehen sie in Flammen auf und dadurch droht allen Gefahr. Hier können nur Pip und ihr neuer Freund Thomas helfen. Maggie Stiefvater gilt einigen als die Stimme des modernen Kinderbuchs. Heute lebt die Autorin mit ihrem Mann und zwei Kindern in Virginia. Wenn sie sich nicht gerade ihren nächsten Roman ausdenkt, gehört Maggie Stiefvaters geheime Leidenschaft ihrem Rennwagen. Jackson Pearce wollte als Kind immer ein Buch über Einhörner, magische Tiere und ein wirklich cooles Mädchen lesen. Doch das gab es einfach nicht - also hat sich die amerikanische Bestsellerautorin mit Maggie Stiefvater zusammengetan und diese Geschichte selbst geschrieben. Jackson Pearce lebt in Atlanta, Georgia. Das Buch über Pip ist bei heyne fliegt erschienen, 240 Seiten, 12,99 Euro. Empfohlen für Leseratten ab acht Jahren. Besonders hilfreich sind die Erläuterungen für besondere Tiere wie den gemeinen Hopp-Grackel oder auch die Smaragd-Tauchente, deren Kopf bekanntlich mit echten Smaragden besetzt ist und die natürlich Mehrkorn- und Roggenbrot bevorzugt. Sehr lehrreich alles!

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