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Das Stadtgespräch Juli 2018

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18 Das Stadtgespräch Foto: Lighthunter – shutterstock.com HELFEN PRÄMIEN GEGEN FACHKRÄFTEMANGEL? Das sagen die heimischen Pflegeprofis Mit Geld kann man alles kaufen. Das denkt offenbar der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, der aus Rheda-Wiedenbrück kommt. Ausgestiegene Fachkräfte, die wieder in ihren Beruf zurückkehren oder Pfleger, die ihre Arbeitszeit spürbar aufstocken, sollen eine Prämie von bis zu 5.000 Euro bekommen. Mit Prämien will Andreas Westerfellhaus auch Azubis an den Pflegeberuf binden. Wer nach der Ausbildung direkt in eine Festanstellung geht, bekommt eine Prämie von 3.000 Euro, so der Vorschlag. Westerfellhaus will die Vertrauenskrise in der Pflege beenden. Den Heimen und Pflegediensten fehlt nun mal Personal. Als Gründe für die Mitarbeiterlücke werden schlechtes Image, schlechte Bezahlung und schlechte Arbeitsbedingungen genannt. Zu viel »schlecht«, denkt sich das Fachpersonal oder die, die dazu werden könnten. Was da in Berlin Thema ist, wird auch hier in Rheda-Wiedenbrück diskutiert, denn auch hier fehlt Pflegepersonal. Wir haben nachgefragt, wie denn die Vorschläge von Andreas Westerfellhaus vor Ort bewertet werden. Pflegedienst Heysel Stefanie Müller: »Bei uns ist absoluter Fachkräftenotstand. Die Lage ist ganz schwierig. Wir können keinen Patienten mehr aufnehmen und suchen ganz dringend Personal. Wir könnten sofort drei bis fünf Fachkräfte einstellen«. Die Vorschläge von Andreas Westerfellhaus sieht Stefanie Müller kritisch: »Wir haben selbst versucht, Fachkräfte mit Geld zu locken. Das hat aber nichts gebracht. Ich würde die Kräfte, die da sind, entsprechend entlohnen. Also lieber das Geld in die Kräfte stecken, die da sind«. Caritasverband Kreis Gütersloh Martina Mertes: »Der Fachkräftemangel macht sich auch bei uns bemerkbar. Wir würden Kräfte einstellen. Aber es ist schwer, an Fachkräfte zu kommen. Der Mangel verteilt sich unterschiedlich. Viele Kräfte gehen zur Tagespflege, weil man da eine 5-Tage-Woche hat. Der Pflegeberuf müsste attraktiver gemacht werden und mehr Akzeptanz bekommen. Die Prämie von 5.000 Euro ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Frage ist auch, ob die Pfleger dann auch dauerhaft im Beruf bleiben. Die Caritas versucht, die Pflegeschüler zu binden. Bei uns wird darüber nachgedacht, als Anreiz den Schülern den Führerschein zu bezahlen«. carpe diem Tanja Österwinter: »5.000 Euro Prämie. Ein Versuch wäre es wert. Wir würden sofort weitere Mitarbeiter einstellen. Wir suchen Assistenten und Fachkräfte. Der Beruf müsste besser bezahlt werden. Die Gehälter müssten grundsätzlich angehoben werden. Die Arbeit in der Pflege muss sich lohnen. Insgesamt ist es schwierig, Personal zu bekommen. Wir bekommen sehr wenige Bewerbungen. ProMed Michaela Koroch: »5.000 Euro Prämie halte ich für einen Tropfen auf den heißen Stein. Ich sehe das sehr kritisch. Viele Mitarbeiter haben ja aus gutem Grund mit dem Pflegeberuf aufgehört. Es geht nicht nur über die finanzielle Schiene. Da muss man anders ran gehen. Die Kassen müssten mehr Leistungen bezahlen. Für die Mitarbeiter ist eine Supervi-

19 sion wichtig. Wir sind im Augenblick gut aufgestellt. Im Moment haben wir mehr Bewerbungen als Arbeitsplätze. Bei uns läuft es«. Daheim e.V. Marlene Kuhlmann: »Grundsätzlich kann man das mit den Prämien machen. Ich wünsche mir aber, dass es Einstiegskurse für die Rückkehrer gibt. Die Leute müssen fit gemacht werden, um sie wieder auf den aktuellen Stand der Pflege zu bringen. Die Anforderungen sind nämlich gestiegen. Auch bei uns würde ich mir Fachkräfte wünschen, wir könnten Leute einstellen«. Pflege 2000 Carsten Porz: »Es ist eine Katastrophe. Wir werden Pflegeverträge kündigen müssen! Wir bilden aus, trotzdem fehlt uns der Nachwuchs. Ich würde heute drei examinierte Fachkräfte einstellen. Von den Prämien halte ich überhaupt nichts. Es ist ein einmaliger Anreiz und hilft nicht, zusätzliche Mitarbeiter zu bekommen«. Treffpunkt Pflege & LIA Pflege Ansgar Gierth: »Ich denke, dass Prämien – wenn überhaupt – nur einen kurzen Effekt haben können. Solche Geldgeschenke sind kostenintensiv (siehe Abwrackprämie bei Kfz) und fließen an der Intention einer dauerhaften Lösung des Fachkräfteproblems vorbei. Auch flächendeckende Tarifverträge werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht zum erhofften Erfolg führen«. SPD GEDENKT 200. GEBURTSTAG Auslobung des Dr.-Lüning-Preises In diesem Jahr jährt sich zum 200. Mal der Geburtstag und zum 150. Mal der Todestag von Dr. Otto Lüning. Der sozial engagierte Rhedaer Armenarzt engagierte sich trotz Repressionen politisch und setzte sich gegen die sozialen Missstände, die im 19. Jahrhundert herrschten, ein. Seit 2013 ehrt der SPD-Ortsverein Rheda-Wiedenbrück mit dem nach ihm benannten Preis Zivilcourage und engagiertes Bürgerverhalten in der Doppelstadt. Der Dr. Lüning-Preis ist mit 1.000 Euro dotiert. Bis zum 15. September 2018 kann jede/r Rheda-Wiedenbrücker/in nominiert werden oder sich selbst bewerben. Besonders erwünscht sind Nominierungen aus dem Umfeld von gemeinnützigen Vereinen, Schulen, sozialen Einrichtungen sowie von Privatpersonen. Die Nominierung erfolgt online über die Homepage des SPD Ortsvereins. Mehr Informationen unter www.spd-rhedawiedenbrueck.de FERIENHÄUSER & WOHNUNGEN www.nordsee-friesland-urlaub.de Ab 35,- € pro Nacht & Wohnung Ostfriesische Nordseeküste Dorothea & Wolfgang Deppe Tel: 04974 - 9148804 Mobil 0162 946 0981 info@sanovit.de Michaela Koroch (Geschäftsführerin) und Francesco Trifoglio (Stv. Vorsitzender) vor der Dr.-Lüning-Gedenktafel auf dem Doktorplatz in Rheda Foto: Francesco Trifoglio

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