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Das Stadtgespräch Januar 2023 auf MeinRHWD Mein Rheda-Wiedenbrück

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Das Stadtgespräch Januar 2023 auf MeinRHWD Mein Rheda-Wiedenbrück

Buchtis Sabine Bode

Buchtis Sabine Bode »Sorgen sind wie Nudeln, man macht sich immer zu viele« Haben Sie sich schon mal gefragt, welche Kabarettisten, Comedians oder sonstige Spaßvögel Sie gut finden? Oder natürlich auch welche ernsteren Autoren? Bei mir sind das so Leute, die so denken und von mir aus auch fühlen wie ich, es aber viel pointierter auf den Punkt bringen können. Neu aufgenommen in die Gilde der Leute, die ich vermutlich genau deshalb gut finde, habe ich Sabine Bode, die nicht nur im Titel ihres neuen Buchs eine Wahrheit witzig ausgesprochen hat. nicht viel besser aussahen. ahen Sie glauben, TikTok Storys in ihre Schranken. Denn Humor lässt uns Vielmehr ist »Sorgen sind wie Nudeln…« voll von Einsichten und Meinungen, die Sabine Bode in verblüffender Knackigkeit darstellt. Eine ganz wichtige Zutat für ihr Lesekonfetti für problemgebeutelte Postjugendliche, wie sie ihre Zielgruppe selbst nennt, ist dabei die Ironie. Und vor allem die Selbstironie, ohne diese läse sich ihr Buch vielleicht wie ein Selbsthilfe Almanach. Denn egal, wie alt wir werden, unsere Sorgen werden nicht weniger. Laut Sabine Bode weinen viele Frauen wegen ihrer zusätzlichen Pfunde, weil sie verdrängt haben, dass sie als Teenies mit Möchtegern-Kim-Wilde-Frisur, blauem Lidschatten und Knoten-T-Shirt auch sei das mit den zwei Kalorien. Ihre Punk-Helden von damals machen jetzt Werbung für die Deutsche Bahn oder Rollkoffersets. Sie kriegen regelmäßig cholerische Anfälle, weil sie es nicht schaffen, ein Stück Frischhaltefolie unfallfrei aus der Packung zu friemeln. Die Kinder werden flügge, und die eigene Hüfte war auch schon mal weniger porös. Im Job fühlen sie sich nicht mehr wertgeschätzt, obwohl sie eine 3,5-Zoll-Diskette perfekt formatieren können. Und zu allem Übel werden sie noch ständig genötigt, ihr Liebesleben aufzupimpen. Sabine Bode ist sich zu schade für noch mehr Alterssorgen und verweist diese mit neuen, aber gewohnt unverblümt-charmanten gelassener älter werden und bietet für alles eine Lösung – außer für das mit der Frischhaltefolie. Erscheinen ist das Buch, bei dem nicht nur viele Frauen sagen werden »ja genau so isses« bei Goldmann, 191 Seiten, 14 Euro. Xiaolu Guo »Eine Sprache der Liebe« »Eine Sprache der Liebe« ist ein spannendes Buch von einer mutigen Autorin geschrieben, deren Offenheit an mancher Stelle verblüfft. Und damit erfreut, denn der Roman ist weit entfernt von einer konventionellen Liebesgeschichte. Auch enthält »Eine Sprache der Liebe« viele autobio- Spezialisierte Fachkompetenz & modernste Ausstattung für Ihr perfektes Lächeln! Schnell & unkompliziert: Zahnersatzfinanzierung bei uns bis zu 72 Monate möglich! Wir beraten Sie gerne! Ostenstraße 7 33378 Rheda-Wiedenbrück Tel.: 05242 9805400 Fax: 05242 9805061 E-Mail: dentalounge-zahntechnik@gmx.de www.dentalounge-zahntechnik.de In unserem Onlineshop finden Sie alle lieferbaren Titel sowie ausgewählte Empfehlungen. www.buecher-gueth.de Online-Bestellungen auch als „Abholung in der Buchhandlung“ möglich. In der Halle 7 + 11 Rheda-Wiedenbrück Tel: 05242 2304 info@buecher-gueth.de Keller Neubau An- & Umbau Industriebau Renovierungsarbeiten Erd- & Entwässerungsarbeiten 24 Das Stadtgespräch

graphische Elemente, die natürlich nicht eins zu eins zu lesen sind. Aber wie sagte schon Marcel Reich-Ranicki: Ein Roman ohne autobiographische Züge ist Dreck! Zur Story: Eine junge Chinesin kommt nach London, um alles hinter sich zu lassen und ein neues Leben zu beginnen. Doch das stellt sich als schwierig heraus, denn sie fühlt sich in der fremden Kultur und der fremden Sprache einsam und verloren. Dann lernt sie einen australischen Landschaftsarchitekten mit britisch-deutschen Wurzeln kennen. Sie verlieben sich ineinander. Gegensätze ziehen sich zwar an, machen aber auch Beziehungen schwieriger. Die typischen Probleme, die Frauen mit Männern und Männer mit Frauen ohnehin haben, werden durch die Gegensätze noch gesteigert. Kulturelle Missverständnisse zeigen sich auch im Alltag, wenn er typischer Weise als moderner westlicher Mann Vegetarier ist und sie typisch traditionell chinesisch so ziemlich alles isst, was sich irgendwie zubereiten lässt. Und dann kommt sie auch noch aus der chinesischen Provinz in die größte europäische Metropole. Die Schwiegereltern leben in Berlin und führen ein bürgerliches, an Kultur interessiertes Leben, das mit ihrem studentischen Leben in London nichts zu tun hat. Auch wird ihr klar, dass ihr künftiger Mann aus einer höheren Klasse als sie kommt. Und dann sind da noch die vielen kleinen Missverständnisse, die aus dem Hintergrund von Ost und West entstehen. Dennoch kämpft die junge Frau für ihre ungewöhnliche Liebe, zumal sich dann auch noch Nachwuchs ankündigt. Das alles könnte die Geschichte zum Problemroman machen, wäre da nicht die wunderbare Selbstironie, die Authentizität und die schonungslose Offenheit, die Xiaolu Guo zu einer ungewöhnlichen Erzählerin machen. Immer wieder entdeckt sie die Komik in Missverständnissen, wenn sie etwa beschreibt, wie sehr es sie verwundert, dass eine Stadt in Deutschland heißt wie der Kater nach durchzechter Nacht: hang-over. Gemeint war natürlich das englisch ausgesprochene Hannover. Dieser Humor ist einer der Gründe, warum Xiaolu Guo mit Sicherheit zu den interessantesten Autorinnen der jüngeren Generation in China gehört. Erschienen ist der Roman bei Penguin, 297 Seiten, 24 Euro. Val McDermid »1979 – Jägerin und Gejagte« »1979«, der neueste Krimi der schottischen Bestsellerautorin Val McDermid, ist interessant für Leute, die 1979 noch nicht bewusst erlebt haben, weil sie noch zu jung waren. Und besonders interessant ist das Buch für Leute, die 1979 bereits bewusst erlebt haben. Wie das? Nun, die einen profitieren davon, dass sie Hintergründe zu einem Jahr bekommen, das in mehrfacher Hinsicht bedeutsam war. Den anderen dürfte dieses Jahr noch lebhaft in Erinnerung sein, denn es ereignete sich durchaus Einschneidendes. Einschneiendes zunächst, denn das Jahr begann mit einer ausgesprochenen Schneekatastrophe. Der Schneesturm zur Jahreswende konnte nur als Katastrophenfall bezeichnet werden, überzog er doch den ganzen nordeuropäischen Raum. Zu den weiteren Katastrophen dieses Jahres zählen wetterbedingte Stromausfälle, arbeitskampfbedingte Streiks in Großbritannien und für viele die Wahl von Margret Thatcher, der Eisernen Lady, die als erste Premierministerin in die Geschichte einging. Zudem machte die IRA mit Terroranschlägen von sich reden. Für junge und engagierte Journalisten ist das Jahr dagegen gar nicht schlecht. Die junge Reporterin Allie Burns hat einige Ideen für investigative Reportagen. Für deren Umsetzung ist ihr Arbeitgeber, die große Boulevardzeitung in Schottland, jedoch nicht gerade das ideale Umfeld. Denn erstens ist Allie noch Anfängerin und zweitens auch noch eine Frau in der männerdominierten Zeitungswelt. Und die Herren der Schöpfung machen es ihr alles andere als leicht mit ihren Macho-Sprüchen und ihrer herablassenden Art. Nur der ebenfalls noch junge Danny ist ihr ein echter Kollege. Er ist es auch, dem sie ihre erste große Story verdankt, bei der es um groß angelegte Steuerhinterziehung geht. Dummerweise ist Dannys Bruder, der Liebling der Familie, in die Sache verwickelt. Tritt Allie mit der Enthüllungsgeschichte über die Machenschaften der Steuerhinterzieher einigen Leuten mächtig auf die Füße, wird die Lage durch ihre zweite große Story noch brisanter. Die Reporterin bekommt nämlich Wind davon, dass einige schottische Separatisten Sprengstoffanschläge im Stil der IRA planen. Als Danny und sie anfangen, bei diesen Leuten herumzustochern, wird es richtiggehend gefährlich für sie. Und spannend für die Leserschaft. Val McDermid war selbst 1979 Journalistin und ist heute längst eine brillante Erzählerin, der es gelingt, die Atmosphäre dieser Zeit sehr überzeugend einzufangen. Wem der Text des Romans dazu nicht reicht, der kann sich durch die Playlist der Autorin »Meine vierzig Lieblingssongs für 1979« am Ende des Buchs hören. Und das ist heute in Zeiten von YouTube deutlich einfacher als 1979, als ein Kassettenrekorder noch Hightech war. Erschienen ist der Roman, der zu Recht als das beste Buch der Autorin seit Jahren von der britischen Kritik gefeiert wird, als Taschenbuch bei Knaur, 430 Seiten, 12,99 Euro. Für das kommende Frühjahr ist »1989« angekündigt. Das werde ich auf keinen Fall verpassen! Das Stadtgespräch 25

Das Stadtgespräch - Magazin für Rheda - Wiedenbrück

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