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Das Stadtgespräch Dezember 2018

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66 TIPPS

66 TIPPS Das Stadtgespräch Positive Sachbücher Selbstverständlich ist es richtig und wichtig, auf all die Missstände in dieser Welt hinzuweisen. Aber gerade wir Deutschen neigen dazu, wirklich immer und überall schwarz zu sehen. Das viel zitierte Glas ist oftmals tatsächlich halb leer. Daher präsentieren wir im Folgenden einige Sachbücher, deren Autoren auch das Positive sehen – und das kann ja nun gerade in der Vorweihnachtszeit nicht schaden! STEFFI VON WOLFF »Perfekt sein muss nur, wer sonst nichts kann« In den »Lockerungsübungen« für Frauen ab 50 geht es ums Älterwerden. Bei dieser Art von Buch gibt es meist nur zwei Arten. Die eine, die behauptet, dass man das Alter aufhalten kann, wenn man nur bestimmte Sachen macht, bestimmte Sachen isst und vielleicht sogar bestimmte Sachen machen lässt. Die andere Art tut so, als müsse man sich über Falten und sonstige unangenehme Alterungserscheinungen freuen. Steffi von Wolff hat weder in der einen noch in der anderen Kategorie geschrieben, vielmehr hat sie ein Buch verfasst, dass mir so richtig aus der Seele spricht. Und ich bin übrigens ein Mann und schreibe diese Zeilen in der Hoffnung, dass so mancher Mann »Perfekt sein« aus Versehen lesen möge. Ein Beispiel? Mit viel schlechtem Gewissen habe ich gedacht, dass nur mir die »gepflegten Holzhacker« auf den Geist gehen, von denen niemand mir jemals irgendetwas getan hat. Aber die Autorin findet auch keinen Gefallen an den überpflegten Vollbarthelden und fragt sich: »Was wollen sie damit zum Ausdruck bringen, wenn sie Schuhe mit Stahlkappen tragen und ihre Fingernägel von einer Kosmetikerin rund feilen lassen?«. Lumbersexuelle nennt sie den Typus. Und es nervt sie, dass Leute, die sich für ganz besonders halten, anderen das auf die Nase binden: Schaut her, ich bin anders, ich bin toll, ich bin besser als du. Und als weiteres Beispiel führt sie die vollkommen unentspannten Liegeradfahrer an. Trends gelten nicht mehr als Trends, sondern als ganz, ganz wichtige Lebenseinstellungen. Bestsellerautorin Steffi von Wolff findet, dass es spätestens mit 50 Zeit wird, das Leben gelassener zu sehen und aufzuräumen mit allem, was man einfach nicht braucht, zum Beispiel schlechte Dates mit Männern, die sich in Partnerbörsen als »kulturell vielseitig« beschreiben und dabei an ihre Pornosammlung denken. Auch Sätze wie »Für mich nur ein stilles Wasser« müssen weg, wenn man eigentlich Lust auf Torte hat, oder »Klar nehme ich mir die Zeit, erzähl mal«, wenn die Freundin zum zehnten Mal ihren Liebeskummer bejammern will. Das Leben ist zu kurz für Selbstzweifel, Diäten und den Wunsch, perfekt zu sein! Steffi von Wolff macht Frauen in der Lebensmitte Mut, überzogene Erwartungen an sich selbst und andere getrost über Bord zu werfen und stattdessen das Leben in vollen Zügen zu genießen. Mit viel Witz und Selbstironie beschreibt sie, wie einfach ab 50 doch alles ist, sobald man es sich einfach macht. Erschienen bei Knaur, 199 Seiten, 12,99 Euro. CORINNE LUCA »Am liebsten sind mir die Problemzonen, die ich noch gar nicht kenne« Auch Corinne Luca hat ein schönes, weil tröstliches Buch geschrieben. Ihres bietet ein Schönheitswahn-Detox für die Frau von 0 bis 99. Sie meint, jede Frau ist schön – sie soll es nur nicht wissen. Ob in der Stadt, in Zeitschriften oder auf Instagram: Fotos von trügerisch perfekten Frauenkörpern, die für schöne Achseln, Diäten und weißere Zähne werben sind allgegenwärtig. Bilder, die Frauen Unsicherheiten einreden, um die Lösungen gleich mit zu verkaufen. Man kann daran verzweifeln – oder man kann sich vom Optimierungswahn befreien, am besten mit Humor! Corinne Luca erzählt in ihrem Buch ehrlich und mit einem Augenzwinkern, was es heutzutage heißt, eine Frau zu sein. Etwa wenn sie eine Menge Fragen beantwortet bekommt, die sie eigentlich nie gestellt hat: »Was ziehe ich an, wenn ich nichts zum Anziehen habe? Wie habe ich sofort mehr Spaß? Wann sehe ich nackt endlich super aus?« Und auch das, was Corinne Luca das Problemzonencasting nennt, macht sie nicht glücklich. Denn bei harter Konkurrenzlage überlegen Unternehmen verzweifelt, welche Problemzone sie noch schaffen könnten, um sie den potentiellen Kundinnen zu erklären, die dann anschließend das neue Produkt eben dieses Unternehmens kaufen. Klug stellt die Autorin heraus, dass Werbung für Männer und Frauen sehr unterschiedlich ist, denn während Männer Offroader fahren und von Wasserfällen springen – was halt der normale Mann täglich so macht – kommt bei Frauen gerne die Werbung mit Vergleichssituationen zur Geltung: Freundinnen vergleichen die Farbe ihrer Pullis.

TIPPS 67 Auch gehen ihr die immer neuen Schönheitsdiktate auf den Geist, ob BMI, Body Mass Index, oder noch schlimmer: die Lücke zwischen den Oberschenkeln, neudeutsch: thigh gap. Und nicht zu vergessen das THV – Taille- Hüft-Verhältnis, das ja bekanntlich idealer Weise bei 0,7 liegt. Schließlich kommt Corinne Luca zu dem Schluss: Wir müssen uns nicht täglich eine neue Problemzone einreden lassen! Das Buch gegen den Optimierungswahn ist erschienen bei Heyne, 204 Seiten, 12,99 Euro. WALTER WÜLLENWEBER »Frohe Botschaft« Je mehr Nachrichten man schaut, desto mehr drängt sich Eindruck auf, als werde immer alles schlechter. Und tatsächlich steht es nicht gut um die Welt. Aber besser als jemals zuvor. Noch nie waren die Menschen so gesund, so gebildet, so wohlhabend, so frei und so sicher vor Gewalt wie heute. Fast alle Entwicklungskurven zeigen steil nach oben. Die vergangenen Jahrzehnte waren die beste Phase in der Geschichte des Homo sapiens. Doch in den Köpfen hat sich das gegenteilige Bild festgesetzt: Gewalt und Elend nehmen zu, alles verschlechtert sich. Diese Botschaft ist die Mutter aller Fake News und die Basis für den Siegeszug der Populisten. Um Herausforderungen wie den Klimawandel oder die Migration zu bewältigen, müssen die Gesellschaften die Lehren nicht nur aus ihren Fehlern ziehen, sondern auch aus ihren Erfolgen. Darum ist es kein Wohlfühlprogramm, die nachgewiesenen Verbesserungen in allen Bereichen des Lebens zu erkennen und zu würdigen. Die frohe Botschaft ist die politischste Botschaft unserer Zeit. Autor Walter Wüllenweber denkt nicht zum ersten Mal über das Problem nach. Wüllenweber, Jahrgang 1962, hat Politikwissenschaft in Heidelberg studiert und die Stahl- & Schmiedeelemente • Treppen & Geländer • Türen & Tore • Vordächer & Überdachungen • Fensterreparaturen Individuelle Lösungen sind unsere Stärke. Henri-Nannen-Journalistenschule absolviert. Seit 1995 ist er Autor beim Stern. 2005 hat Walter Wüllenweber den Deutschen Sozialpreis bekommen und wurde 2007 Reporter des Jahres. Er war zwei Mal für den Henri-Nannen-Preis und drei Mal für den Egon-Erwin- Kisch-Preis nominiert. Zuletzt ist von ihm bei DVA erschienen »Die Asozialen. Wie Ober- und Unterschicht unser Land ruinieren – und wer davon profitiert« (2012). Besonders beeindruckt haben mich seine Gedanken zu dem, was er den Pessimismus-Reflex nennt. Denn obwohl alle angeblichen Beweise für den scheinbaren Untergang nachweislich falsch sind, hat sich im allgemeinen Bewusstsein verfestigt, dass immer alles schlimmer wird. Dabei haben wir in den letzten Jahrzehnten Gewalt, Kriminalität, Analphabetismus, Armut und Hunger entscheidend zurückgedrängt, den Ost-West-Konflikt überwunden – auch wenn Trump viel für die Wiederetablierung tut. Die Mauer ist eingerissen, die Wiedervereinigung hat geklappt und außerdem haben wir Hunderttausende von Flüchtlingen aufgenommen, ohne dass das zur Katastrophe geführt hätte. Und der Dritte Weltkrieg hat auch noch nicht stattgefunden. Darum ist der Ansatz von Wüllenweber genau richtig: Wir sollten uns auf das konzentrieren, was unsere vielen Erfolge bewirkt hat. Wenn das keine frohe Botschaft ist! Erschienen bei DVA, Hardcover, 223 Seiten, 18 Euro. WIEDERENTDECKT: JEAN COCTEAU »Thomas der Schwindler« Jean Cocteau (1889–1963) teilt zumindest im deutschen Sprachraum sein Schicksal mit Marcel Proust oder André Gide. Die Namen kennt man oder man hat das Gefühl, sie kennen zu müssen. Aber tatsächlich gelesen wird er wohl wenig bis überhaupt nicht. Das ist bedauerlich, denn der Autor, der schon früh seine Begabung zeigte, galt später zu Recht als unkonventioneller Neuerer und Impresario. Er bezeichnete sich EDELSTAHL HANDLÄUFE GELÄNDER selbst stets als Poet – wer »Thomas der Schwindler« gelesen hat, wird ihm nur zustimmen können. Doch stach er auch hervor durch seine künstlerische Vielseitigkeit: Er schrieb Lyrik, Prosa und fürs Theater, machte Zeichnungen und drehte Filme. Dementsprechend stand Cocteau auch im kreativen Austausch mit den wichtigsten Künstlern seiner Zeit: Erik Satie, Picasso, Charlie Chaplin, Francois Truffaut oder Matisse. Er verstarb 1963, kurz nachdem er vom Tod seiner engen Freundin Edith Piaf erfahren hatte. Der soeben bei Manesse neu erschienene Roman »Thomas der Schwindler«, 192 Seiten, 20 Euro, hat etwas sowohl vom »Hauptmann von Köpenick«, vielleicht sogar von Kellers »Kleider machen Leute« und Thomas Manns Felix Krull. Nicht die Wirklichkeit zählt, sondern, mit welchem www.protte-kellner.de Heinrich-Heineke Str. 5 I Rheda-Wiedenbrück I Tel.: 4 08 29 90 I Fax.: 4 08 29 98

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