26 Das Stadtgespräch Kinder »spielen« Kriegssanitäter (1914/1915) VOR 100 JAHREN ENDETE DER 1. WELTKRIEG Ökumenische Gedenkfeier in der Stadtkirche (Kem) Mit einem Waffenstillstand, der einer Kapitulation Deutschlands gleichkam, endete am 11. November 1918 der Erste Weltkrieg. Der evangelische Stadtkirchen- Pfarrer Kleffmann schrieb aus diesem Anlass in die Gemeinde- Chronik, dem »Lagerbuch für die evangelische Kirchen-Gemeinde zu Rheda«: »Der Friede ist zu uns gekommen, doch nicht der, um den die Besten unseres Volkes blutend sterbend, leidend und tragend, glaubend und betend gerungen haben. Der Friede, den siegestrunkene Feinde uns aufgezwungen, bedeutet nichts anderes als Kriegsnot ohne Ende. Statt der erträumten Lorbeerkränze, Siegesfeiern und Dankgottesdienste, wie ernst und niedergeschlagen war die Stimmung bei der Heimkehr unserer Truppen! Wie viele sind schon heute bitter enttäuscht und ernüchtert. Heiliger Zorn ringt in unserer Seele mit tiefer Scham und heißem Schmerz. Die Ursachen des Zusammenbruchs sind mannigfaltig: es war eine vor allem maßlose Unterschätzung des Eintritts Amerikas in den Weltkrieg mit seinem unerschöpflichen Menschen- und technischen Kriegsmaterial gegenüber den sich immer mehr verbrauchenden und in der ganzen Welt verzettelnden deutschen Reserven. Und im Innern war es die demoralisierende Wirkung des allzu langen Krieges in den Etappen und der zermürbende Einfluss des Hungerkrieges in der Heimat, die notwendig zum Zusammenbruch führen mussten, als die Erkenntnis unseres Unterliegens erst einmal durchbrach. So hatten die Agitatoren für einen ›Frieden um jeden Preis‹ leichtes Spiel, um die durch Fahnenflüchtige und Überläufer sich immer mehr lichtende Front zu zermürben und die Volksnerven zum völligen Versagen zu bringen«. Er fügt an: »Am Totenfeste fand eine wirkungsvolle Gedächtnisfeier für unsere gefallenen Helden statt. Archiv Jochen Sänger Man denkt auch an die Schaffung einer bleibenden Ehrung der für das Vaterland gefallenen Krieger«. Vor dem Krieg Vier Jahre vorher zitiert der Geistliche in der Chronik zum Kriegseintritt des Deutschen Reiches am 1. August 1914 gegen das Zarenreich und am 3. August gegen die Franzosen aus der Rede des deutschen Kaisers an die Berliner vom 31. Juli vor dem Schloss: »Eine schwere Stunde ist über Deutschland hereingebrochen. Neider überall zwingen uns zur gerechten Verteidigung. Man drückt uns das Schwert in die Hand. Ich hoffe, dass wir …
27 Mobilmachung: überschwengliche Verabschiedung der an die Front fahrenden Soldaten in Gütersloh Archiv Jochen Sänger Auf dem Weg zur Front 1915: Militärtransport in Delbrück Archiv Jochen Sänger es mit Ehren wieder in die Scheide stecken können. Enorme Opfer an Gut und Blut wird der Krieg von uns fordern, die Gegner aber werden erkennen, was es heißt, Deutschland zu reizen. Und nun empfehle ich Euch Gott. Geht in die Kirchen, kniet nieder vor Gott und bittet ihn um Hülfe für unser braves Heer!«. Pfarrer Kleffmann: »Wir wissen es jetzt. Die Dinge, die dort auf dem Balkan sich abspielen, gehen uns an. Wir sind nicht mehr müßige Zuschauer eines Krieges, den Österreich gegen Serbien führt. Wir sind mit verflochten in das Schicksal dieses Krieges….Wir sollen herunter von unserer Höhe, so tief herunter, dass man uns nicht mehr zu fürchten braucht«. Zur Situation in Rheda schreibt er: »Und nun der Sonntag, der 2. August! Dichtgedrängt füllt sich die Kirche. Nie habe ich eine solche tiefe, alle Gemüter bewegende Andacht und Bewegung erlebt, wie in diesem ersten Kriesgottesdienste. Männer, die hinausziehen müssen, kommen noch einmal zusammen mit ihren Frauen ins Gotteshaus, und manches Auge wird feucht. Was gibt es da zu trösten und aufzurichten! Alles steht unter dem Zeichen des ersten Mobilmachungstages«. Und weiter: »Alle die fünf Mobilmachungstage hindurch ziehen die Einberufenen teils in kleinen Trupps teils in Marschkolonnen unter Vormarsch einer Musikkapelle zum Bahnhof. Klare Entschlossenheit, heiterer Mut und fester Wille zum Siege glänzt aus allen Augen. Nirgends hört man unanständige und gemeine Reden, sondern nur religiöse und Vaterlandslieder. Kriegszüge mit Mannschaften, Pferden, Kanonen, Maschinengewehren und Automobilen fahren ununterbrochen bei Tag und Nacht durch unseren Bahnhof zum Kriegsschauplatz. Und das Tücherwinken und Hurrarufen will kein Ende nehmen. Am 5. August füllte der vom Kaiser angeordnete Allgemeine Kriegsbettag unsere Kirche bis auf den letzten Platz. Der Grundton, der durch die andächtige Gemeinde hindurchging, war das Bekenntnis: ›Wir haben diesen Krieg nicht gewollt!‹ Auch äußerlich zeigte der Kriegsbettagsgottesdienst eine Opferfreudigkeit ohnegleichen. Von Beginn des Krieges an fanden Mittwochabends Kriegsbetstunden statt, die in den ersten Wochen den schönsten Kirchenbesuch aufwiesen. Unser Krankenhaus ist in ein Kriegslazarett umgewandelt und 30 frisch gedeckte Betten stehen bereits zur Aufnahme von Verwundeten bereit. Freiwillige Krankenpflegerinnen haben sich dem Roten Kreuz zur Verfügung gestellt. Es ist eine besondere Freude zu sehen, wie sich auch unsere Schüler in dieser Kriegszeit nützlich machen. Sie stellen sich in der Ferienzeit zu Hilfeleistungen aller Art zur Verfügung, um vorläufig die Lücken für die einberufenen Angestellten auszufüllen, arbeiten auch bei dem Gemüsebau mit oder helfen als Erntearbeiter«. Später schreibt er: »Eine ganze Reihe der glänzendsten Siege hat uns das Jahr 1914 schon gebracht, große Erfolge sind schon errungen. Unsere Glocken meldeten sie jedesmal. Der zu Anfang unvergleichlich rasche Siegeslauf unserer Truppen hatte in manchen Herzen die Hoffnung auf schnelle Beendigung des Krieges geweckt. Aber nun am Ende des Jahres wissen wir: wir müssen uns jedenfalls noch auf ein Jahr gefasst machen«. Aufzeichnungen 1915 Über 1915 vermerkt der Geistliche: Dieses Jahr »brachte uns wieder herrliche, einzigartige Siege. Selbstverständlich wurden auch
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