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Das Stadtgespräch Ausgabe September 2022 auf Mein Rheda-Wiedenbrück

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Das Stadtgespräch Ausgabe September 2022 auf Mein Rheda-Wiedenbrück

ellen und

ellen und wirtschaftlichen Zentren der Welt erscheint ihr dagegen sehr verlockend, und so zieht sie nach Amsterdam, auch um nicht die Enge der Heimat mit der der strengen, wenig lebensbejahenden Gemeinde zu tauschen, bei der sie zunächst untergekommen ist. In Amsterdam versucht die Malerin und Naturforscherin den Neuanfang. Ihr großer Traum ist es, von dort eine Überfahrt ins ferne Surinam zu ergattern, um im tropischen Regenwald die faszinierende Vielfalt der Schmetterlinge zu studieren. Der Start in der großen Stadt gestaltet sich jedoch durchaus schwierig. Ihre unfassbar detaillierten Zeichnungen und Bilder kommen zwar hervorragend in der Amsterdamer High Society an, aber die erwarteten Malschülerinnen aus den reichen Kaufmannsfamilien bleiben trotz- dem aus. Auch will niemand von den Pfeffersäcken Geld für eine Forschungsreise nach Übersee ausgeben, denn wissenschaftliche Erkenntnisse sind nicht in bare Münze umzusetzen. Doch Maria ist eine echte Kämpferin, sie gibt nicht auf. Hartnäckig rennt sie Türen ein und knüpft Kontakte, wo immer es geht. Ihre ältere Tochter, die offenbar die Abenteuerlust nicht von ihr geerbt hat, heiratet einen Banker, wie man heute sagen würde. Irgendwann schafft Maria es dann aber trotz aller, vor allem finanzieller, Widrigkeiten, einen Platz auf einem Schiff in die damalige holländische Kolonie Surinam auf dem Südamerikanischen Kontinent zu ergattern. Ihre abenteuerliche große Reise beginnt, und damit auch weitere Widrigkeiten wie unfassbare, feuchtheiße Hitze, Verständigungsschwierigkeiten und Unverständnis s der kolonialen Herren des Landes. Doch all das nimmt Maria gerne in Kauf, denn es eröffnet sich ihr eine ganze neue Welt der fantastischsten n Lebewesen. Vor allem die Insekten haben es ihr angetan. Dazu zählen nicht nur die schönen Schmetterlinge, sondern alles, was da kreucht und fleucht. Die Autorin, die eigentlich Angst vor Spinnen hatte, sagt dazu: »Nachdem ich mir viele ihrer Bilder angesehen habe (sie hat nicht nur Schmetterlinge gezeichnet), rette ich jetzt alle Achtbeiner.« Wie alle guten Autoren, die Romane über historische Ereignisse e schreiben, nutzt Ruth Kornberger auch die Leerstellen in der Lebensgeschichte der ungewöhnlichen Frau Merian. So taucht der geheimnisvolle Jan de Jong immer wieder auf und bringt ihr Leben, vor allem ihr Liebesleben, durcheinander. Ein beeindruckender Lese-Spaß auf 527 Seiten, erschienen als Hardcover bei Bertelsmann für 20 Euro. Die vor ein wenigen Wochen erschienene Taschenbuchausgabe von Penguin kostet 12 Euro. Chang Kuo-Li »Der grillende Killer« Als ich vor kurzem »Der grillende Killer« von Chang Kuo-Li gelesen habe, war Nan- cy Pelosi, die derzeitige Sprecherin des US-amerikanischen ses, noch nicht in Taiwan gewesen. Doch wer den Thriller des ehemaligen Chefre- Repräsentantenhaudakteurs der China Times Weekly Chang Kuo-Li gelesen hat, weiß spätestens dann über das brisante Verhältnis zwischen Taiwan und dem Regime in Peking Bescheid. Dabei ist der Konflikt in seinem neuen Roman eher Hintergrund als Thema, denn es geht um einen Killer, der zwar nicht grillt, wie der deutsche Titel suggeriert, aber ein guter Koch von gebratenem Reis ist. Doch die Kochkünste sind nicht das herausragende Attribut. Vielmehr sind das die Schießkünste, denn Alex Li ist sehr versierter Scharfschütze, ausgebildet in der taiwanesischen Armee. Sein Wirkungsgebiet ist Italien, wo er zur Tarnung einen chinesischen Imbiss betreibt und eigentlich ein ruhiges Leben hat. Doch sein letzter Auftrag verändert alles, denn obwohl er ihn im wahrsten Sinne des Wortes erledigt, steht er plötzlich selbst auf der Abschussliste. Das Opfer ist nämlich ein hohes Tier aus der Politszene Taiwans. Und Alex ist nicht nur Täter sondern auch Zeuge. Das alles ist eigentlich nicht das Problem des Kommissars Wu, der nur noch wenige Tage vor seinem wohlverdienten Ruhestand zu arbeiten hat. Doch dann kommt es in Taiwan zu rätselhaften Todesfällen, die offenbar der Führungsebene der Polizei nicht so recht in den Kram passen. Doch Wu sind politische Rücksichtsnahmen vollkommen egal, er tut das, was er immer getan hat, und so beginnt er, die seltsa- q Max Küng »Fremde Freunde« Wenn man »Schweizer Schriftsteller Max« in Suchmaschinen eingibt, dann kommt dabei Max Frisch heraus, das überrascht nur wenig. Allerdings gibt es jetzt nen weiteren Max bei den Eidgenossen, en, ei- nämlich den Journalisten Max Küng, der bisher in Buchform nur seine eigenen Kolumnen präsentierte, sich jetzt aber an einen Roman gewagt hat. Und das ist auch gut so, denn ähnlich wie sein großer Namensvetter es getan hat, beobachtet Küng seine Mitmenschen sehr genau und verarbeitet deren Verhalten in seinen Figuren. Das typisch Menschliche und für uns auch vielleicht das typisch Schweizerische zu beobachten, ist ein besonderes Lesevergnügen. Worum geht es also in Küngs Erstling »Fremde Freunde«? Es beginnt mit einer Einladung. Jean und Jacqueline haben sich ein Ferienhaus in Frankreich gekauft und zwar in Burgund, keine 300 Kilometer von ihrem Wohnort entfernt. Für den Urlaub haben sie zwei Freundespaare eingeladen samt jeweiligem Sprössling. Wobei, Freunde ist eigentlich zu viel gesagt, denn man kennt sich nur über die Söhne, die zusammen die Schulbank drücken. Die fünfzehnjährige Tochter von Jean und Jacqueline charakterisiert die Jungen sehr treffend, die tun, was Zwölfjährige so tun: »Erdnussflips aus der Tüte essen, die Hälfte auf dem Boden verstreuen, Zocken, Müll erzählen, blöd kichern, behämmerte You Tube-Videos glotzen, hundert Mal »Geil, Alter!« sagen, komisch riechen, ihr auf die Nerven gehen«. Besser kann man das nicht ausdrücken! Leider bleibt die Tochter zu Hause und taucht im Roman nicht mehr auf, aber die drei Erwachsenen-Paare sind durchaus interessant genug. Alle haben zunächst einmal vor, die Seele baumeln zu lassen und das Leben wie Gott in Frankreich zu genießen. Aber daraus wird nichts, denn was zunächst nach perfekter Idylle aussieht, entwickelt sich in eine ganz andere Richtung. Nicht zuletzt, weil Ferien immer unter Erfolgsdruck stehen, denn schließlich ist die Spanne der Erholung oder des Abenteuers lachhaft kurz, verglichen mit jener Zeit, die man das Jahr über im Hamsterrad verbringt, wie der Erzähler geradezu weise anmerkt. Doch das ist nicht alles, denn jeder der sechs Erwachsenen hat so seine eigenen Macken und eine ganz eigene Agenda, die meist nicht viel mit dem gewünschten Bild nach außen zu tun hat. Der leichte ironische Schreibstil Küngs trägt verstärkt dazu bei, dass sein erster Roman bereits ein Meisterstück ist, dem hoffentlich noch viele folgen werden. Erschienen bei Kein&Aber, 432 Seiten, Hardcover, 26 Euro. 44 Das Stadtgespräch

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