Mann und dessen Einstellungen. Erst dann schämt sie sich für ihr Gutgläubigkeit und dafür, wie kindisch sie gewesen ist. Das macht sie dem Leser nicht unbedingt sympathischer, aber die Einblicke über ideologische Verblendung, Liebe und Abhängigkeit und auch das Geschehen am nördlichen Rande Europas, die Rosa Liksom uns in ihrem neuen Roman liefert, ist tatsächlich nützlich und erfreut nicht nur durch die leise Ironie der Autorin. Erschienen bei Penguin, Hardcover, 217 Seiten, 20 Euro. Cristoph Lode »Die Schwert Chronik – Der Gesandte des Papstes« Die schlechte Nachricht zuerst, also jedenfalls für mich als Fan von historischen Romanen. »Die Schwert Chronik« hat so ein Indiana-Jones-Fantasy-Element. Welches das ist, wird hier aus »Spoiler«-Gründen nicht verraten. Aber das ist auch schon das Einzige, das ich zu meckern habe, als begeisterter Leser von gut gemachten historischen Romanen. Ansonsten ist die Story toll, die Figuren funktionieren und die Handlungsorte sind absolut interessant – man würde am liebsten direkt dorthin reisen. Lothringen im Jahr 1303. Ritter Raoul ist nicht das, was man sich als einen typischen Vertreter ritterlicher Tugenden so vorstellt. In Liebesdingen hängt er eher der niederen Minne nach, sprich: er beglückt die Dorfschönen auf unverbindliche Art und Weise und wird sie anschließend schnell wieder los. Auch sonst hat sein Leben keine große Bedeutung, denn im Gegensatz zu seinem älteren, vernünftigen Bruder, der mit Mitte dreißig bereits Familienvater ist, trägt Raoul keine Verantwortung. Muss er auch nicht, denn als Ritter von Herzog Friederich hatte Raoul nur als ganz junger Mann zum Schwert greifen müssen, denn der Ort Bazerat liegt nun nicht gerade im Zentrum des politischen Handelns. Als Raoul jedoch von seinem Arzt die Diagnose bekommt, dass er schwerkrank sei, kommt er doch ins Grübeln. Ganz dem mittelalterlichen Denken verhaftet, macht er eine Pilgerreise nach Rom, um seinen Leben durch Buße einen positiven Abschluss zu verschaffen. Dort angekommen, erregt er die Aufmerksamkeit des Papstes, der ihn mit einem Geheimauftrag ins Heilige Land schickt: Raoul soll das sagenumwobene Zepter des heiligen Antonius finden. Und da die einzige Stadt, die noch heiliger als Rom ist und damit noch mehr Erlösung verspricht, bekanntlich Jerusalem ist, nimmt unser Held den Auftrag an. Als orts- und vor allem sprachenkundiger Reisebegleiter gibt ihm der Papst Matteo Gasparre mit auf den langen gefährlichen Weg. Im Gegensatz zu Raoul ist Matteo nicht naiv, oder besser gesagt unerfahren. Palästina stellt sich jedenfalls für den lothringischen Ritter als äußerst komplexe Gegend heraus. Intrigen, Machtkämpfe und wechselnde Bündnisse machen ihm das Leben schwer, zumal er feststellen muss, dass er nicht der einzige ist, der auf der Spur des wundersamen Zepters ist. Und so beginnt zwischen Söldnern des Sultans, päpstlichen Handlangern, verschwiegenen Beduinen, marodierenden Mongolen, einem seltsamen Gelehrten und der ebenso attraktiven wie geheimnisvollen Jada, die Suche Raouls. Diese führt ihn nicht nur nach Jerusalem und ins alte Konstantinopel, sondern auch ans Schwarze Meer und den Osten des heutigen Anatoliens. Erschienen ist der Schmöker als Taschenbuch bei Knaur, 491 Seiten, 14,99 Euro. 40 Das Stadtgespräch
Der Hörbuchti Kathrin Passig und Aleks Scholz »Handbuch für Zeitreisende« Um ein originelles und auch etwas spezielle Buch schreiben zu können, muss man schon besondere Autoren haben. So auch in diesem Fall. Kathrin Passig, geboren 1970, ist eine Vordenkerin des digitalen Zeitalters. Sie ist Mitbegründerin der Zentralen Intelligenz Agentur in Berlin sowie des Blogs »Techniktagebuch«. 2006 gewann sie in Klagenfurt sowohl den Bachmann-Preis als auch den Publikumspreis. Kathrin Passig veröffentlichte unter anderem 2007 das »Lexikon des Unwissens« (mit Aleks Scholz) und 2012 »Internet – Segen oder Fluch« (mit Sascha Lobo). Aleks Scholz lebt in Schottland und ist Astronom mit dem Forschungsschwerpunkt Entstehung und Entwicklung von Sternen und Planeten. Zudem schrieb für den »Merkur«, die »taz«, »Spiegel Online« und die »Süddeutsche Zeitung«. Wenn ein autistischer Kriminologe, oder doch jemand, der ihn als Professor T. darstellt, das Buch eines Astronomen und einer Autorin, die über sich selbst sagt, sie sei »Sachbuchautorin und Sachenausdenkerin«, vorliest, dann darf der Hörer einiges erwarten. Und das ist auch so, denn ich könnte mir kaum einen besseren Vorleser als Matthias Matschke vorstellen, um das zugegebener Maßen etwas abgedrehte »Handbuch für Zeitreisende – von den Dinosauriern bis zum Fall der Mauer« zu präsentieren. Origineller Weise gehen die Autoren so vor wie ein kompetentes Reisebüro oder ein erfahrener Reiseführer, wenn sie den Menschen, die schon alles gesehen und erlebt haben und die in der Zeit zu reisen wünschen, Ratschläge geben. Zunächst aber wird geklärt, wie Zeitreisen ohne Paradoxien möglich sind, denn bekanntlich kann man seine Oma in der Vergangenheit nicht umbringen, da sie dann ja nicht die Mutter bekommen hätte, die wiederum zur Existenz des mordenden Reisenden geführt hat, den es daher gar nicht gibt, weil die Oma zu früh stirbt. Wenn man dieses Kapitel überstanden hat, möglichst ohne Kopfschmerzen vom vielen Denken, dann tut sich eine Welt für den Hörer auf, unsere Welt, um es genauer zu sagen. Und Ihnen als Wissbegierigem werden jede Menge Erkenntnisse vermittelt. Wollten Sie schon immer mal nachsehen, warum die Dinosaurier ausgestorben sind – und dabei möglichst selbst am Leben bleiben? Von England nach Dänemark laufen, ohne nasse Füße zu bekommen? Zusehen, wie Stonehenge erbaut wird? Mit diesem Reiseführer kann nichts mehr schiefgehen, denn Kathrin Passig und Aleks Scholz vermitteln alles, was Zeitreisende wissen müssen. Was Sie bei den Volksfesten der Maya erwartet, wogegen Sie sich vor der Reise in die Renaissance impfen lassen und welche Kleidung Sie für die Weichsel-Eiszeit einpacken sollten, all das erklärt Ihnen dieses Handbuch. Auch verrät es Ihnen die schönsten Zielorte und -zeiten, q Du suchst einen neuen Job? Bewirb dich jetzt als Lagermitarbeiter (m/w/d) in unserem nagelneuen Logistikzentrum in Oelde! Hier gibt’s viele freie Stellen und einen Stundenlohn von mindestens 11,61 € (brutto) praktische Einarbeitung vor Ort sowie ein modernes und sicheres Arbeitsumfeld! Bewirb dich jetzt auf www.jobs-amazon.de Das Stadtgespräch 41
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