Für viele liegen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Bonaires unter Wasser. 5 Malerischer Verfall der alten Zuckerfabrik BONAIRE Paradies nicht nur für Flamingos, Esel & Taucher Wenn die Karibikinsel Bonaire beworben wird, ist oft die Rede vom »divers paradise«. Das bedeutet in diesem Zusammenhang nicht Paradies für Diverse, obwohl die Besondere Gemeinde Bonaire, wie die Insel offiziell heißt, durchaus für Toleranz bekannt ist. Doch bei diesem Slogan geht es um eine, wenn nicht die, Hauptattraktion des karibischen Eilandes, das nur 80 Kilometer vor der Küste Venezuelas lieg, nämlich das Tauchen. Seit 50 Jahren Schutz des Meeres Das kommt nicht von ungefähr, denn schon in den Siebzigerjahren wurde hier der Marine Park gegründet, der seit 1999 sogar offiziell Nationalpark ist. Zudem können Taucher und auch Schnorchler die spektakulären Unterwasserlandschaften direkt vom Strand aus erreichen. Die wenigsten der 63 Tauchgebiete muss man per Boot ansteuern, wie die auf der Insel Klein-Bonaire. Tauchplätze zu finden ist auch für Leute, die sich nicht auskennen, überhaupt kein Akt, denn sie sind am Straßenrand mit gelben Steinen markiert. Zwei besonders bekannte Tauchplätze auf Bonaire sind im Insel-Norden die sogenannten Thousand Steps. Dort geht es schon recht steil und auf vielen Stufen die Treppen von der Straße zum Strand herunter, wobei die Zahl Tausend eher ein Gefühl ausdrückt als tatsächlich so viele Stufen. Es sind nämlich nur 67 Stufen, aber mit entsprechender Ausrüstung bepackt, können Auf- und Abstieg schon schweißtreibend werden. Doch intakte Korallen, bunte Fische und Meeresschildkröten sind mehr als genug Entschädigung, zumal man warmes Wasser und Sicht bis zu 40 Metern hat. Im Süden lockt am Tauchplatz Angel City auch das Wrack der Hilma Hooker. Das 1951 erbaute gut siebzig Meter lange Schiff war Anfang der Achtzigerjahre in einem erbärmlichen Zustand und erlitt einen Motorschaden. Die Zollbehörde von Bonaire wurde misstrauisch, als das Schiff sämtliche Hilfsangebote ablehnte. Die Hilma Hooker wurde daraufhin in den Hafen der Insel Kralendijk geschleppt, wo man dann elf Tonnen Marihuana fand. Kapitän und Besatzung wanderten in den Knast, das marode Schiff wurde ausgeschlachtet, aufs Meer gezogen und versenkt. Heute liegt es in 31 Metern Tiefe, bietet allerlei Meeresgetier Unterschlupf und Tauchern ein Abenteuer. Pretty in Pink Unterwassersportfans braucht man Bonaire also nicht zu empfehlen, wählten die das Eiland immerhin in die Top 10 Tauchspots der Welt. Doch auch über Wasser hat die Insel einiges zu bieten, denn das glasklare Wasser, die milden Temperaturen und eine Infrastruktur, die zwar alles bietet, was das Touristenherz begehrt, gleichzeitig aber die Auswüchse des Massentourismus vermieden hat, locken auch Erholungssu- 5Das Gotomeer im Norden der Insel 52 Das Stadtgespräch
1 Ruhige Hauptstadt Kralendjik chende an. Wer seinen Urlaub nur an den Traumstränden zubringt, der verpasst allerdings einiges. Zum Beispiel die Flamingos. Zwar kann man die auch schon mal am Strand vorbeifliegen sehen, aber größer ist die Chance, sie in ihrer eigentlichen Umgebung zu erleben. Die bis zu 1,55 Meter großen Vögel lassen sich am liebsten an Brackwasser- oder Salzwassersseen nieder. Und das bieten sowohl der Norden als auch der Süden der Insel. Im nördlichen Drittel der Insel befindet sich seit 1969 der Washington-Slagbaai-Nationalpark auf dem riesigen Gebiet einer ehemaligen Plantage. Teil des Nationalparks ist das sogenannte Goto-Meer, ein Salzsee, der den perfekten Lebensraum für alle möglichen Vogelarten bildet, vor allem für Flamingos. Dem Nationalpark ist es auch zu verdanken, dass der Norden Bonaires noch grün ist. Die forstwirtschaftliche Nutzung ist dort natürlich verboten. Auch Wellsittiche, Papageien oder Leguane fühlen sich hier wohl. Die Slagbaai, wörtlich Schlacht-Bucht, ist eine wunderschöne natürliche Bucht, in der Schiffe ankerten, die mit Frischfleisch oder auch gepökeltem Fleisch versorgt wurden. Geschlachtet wird dort heute nicht mehr, eher entspannt. Es gibt drei offizielle Wanderwege durch den Nationalpark. Auch kann man den Brandaris erklimmen. Der ist zwar nur 241 Meter hoch, was für Holländer schon nahezu alpin ist, aber dennoch sollte man die Tour nicht unterschätzen. Vernünftiges Schuhwerk, reichlich Wasser und ein Aufbruch früh morgens empfehlen sich. Dafür bekommt man auf dem Gipfel ein tolles Panorama zu Gesichte. Bei klarem Wetter kann man sogar bis nach Venezuela schauen. Vorsicht wilde Esel Ein weiteres touristisches Highlight sind die Salinen im Süden Bonaires. Während die recht dichte Vegetation im Norden das Austrocknen der Böden verhindert, herrscht in der Mitte der Insel, vor allem aber im Süden Trockenheit. Die Vegetation mit den vielen, zum Teil baumgroßen Kakteen verschiedener Arten erinnert eher an die Sonora Wüste in Arizona oder Nordmexiko. Die Bewohner nutzen die sogenannten Säulenkakteen, um ihre Gärten und Vorgärten vor Ziegen, vor allem jedoch vor den vielen wilden Eseln zu schützen. Die laufen überall auf der Insel umher und fressen, was sie kriegen können. Auch im Straßenverkehr muss man aufpassen, es kommt immer wieder zu Unfällen. Seit die Spanier im 17. Jahrhundert die Arbeitstiere auf die Insel brachten, waren sie unentbehrliche Helfer. Doch mit der Motorisierung brauchte man sie nicht mehr und überließ sie ihrem Schicksal. Und das kann durchaus hart sein. Immerhin q Das Stadtgespräch 53
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