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Das Stadtgespräch Ausgabe Mai 2022 auf Mein Rheda-Wiedenbrück www.mein-rhwd.de

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Das Stadtgespräch Ausgabe Mai 2022 auf Mein Rheda-Wiedenbrück www.mein-rhwd.de

Z Zuerst zwei Jahre

Z Zuerst zwei Jahre Pandemie und jetzt Russlands Angriffskrieg in der Ukraine Heimische Gastronomie muss große Herausforderung stemmen 1 Domenico Bentrovato (Pizzeria Rose) 1 Marco Rückl (Hotel Restaurant Reuter) 1 Jean-Claude Clapperton (Clappertons Speisekammer) 1 Miriam Von der Wöste-Bader und Stefan Bader (Hotel & Restaurant Ratskeller Wiedenbrück) Die sich seit März 2020 auswirkende Covid- 19-Pandemie blieb bis zum Wegfall der Schutzmaßnahmen in diesem Frühjahr eine harte Prüfung für alle Gastronomie-Betriebe und ihre Gäste. Im zurückliegenden halben Jahr – schon vor dem Krieg in der Ukraine beginnend – wuchsen die steigenden Preise für die Rohstoffe und Energie (Strom, Gas, Kraftstoff) zu einer weiteren Herausforderung an. Manchen Gästen sind die daraus erwachsenden Probleme für die Gastronomie noch nicht bewusst. Das Stadtgespräch wollte wissen, wie die Gastronomie und ihre Gäste die Pandemie gemeistert haben; bzw. die neuen Herausforderungen annehmen. Wir sprachen darüber mit den Inhabenden von vier stellvertretend ausgewählten gastronomischen Betrieben in Rheda-Wiedenbrück. Hygiene-Auflagen Domenico Bentrovato (Pizzeria Rose), Jean-Claude Clapperton (Clappertons Speisekammer) sowie Marco Rückl (Hotel Restaurant Reuter) und Miriam Von der Wöste-Bader (Hotel & Restaurant Ratskeller Wiedenbrück) berichten übereinstimmend, dass es am Anfang total merkwürdig war, mit einem Mund-Nasen-Schutz zu arbeiten. Aber man habe sich relativ schnell daran gewöhnt. Auch die allermeisten Gäste fügten sich dieser Situation und ordneten sich den Regeln unter. Vielleicht nicht aus Überzeugung. Sondern weil man es machen musste. Besonders aber auch zum eigenen Schutz und dem der anderen. In vielerlei Hinsicht hat jeder seinen Teil dazu beigetragen, dass ein gastronomisches Erlebnis auch in Pandemiezeiten möglich war. Und viele genossen die Möglichkeit umso mehr. Durch die Aufklärung der Medien waren die Gäste über die Situation in der Gastronomie bestens informiert. Die zeitweise angeordnete Kontrolle von 2 G bzw. 3 G haben manche Gäste nicht verstanden. Trotzdem verlief die Kommunikation zwischen Kellnern und Gästen immer freundlich und verständnisvoll. In den von uns angesprochenen Gastronomiebetrieben kann man sich nicht erinnern, dass sie mal eine »Diskussion« mit den Gästen hatten. Nach dem Wegfall der Schutzmaßnahmen ist der Respekt vor der Corona-Pandemie bei der weitaus überwiegenden Zahl der Gäste geblieben. Sie sind einfach vorsichtig. Der größte Teil trägt weiterhin die Maske, sobald sie sich im Restaurant bewegt, stimmen die Inhabenden überein. Wenn einige ohne Maske kämen, setzen sie diese dann in der Mehrzahl der Fälle auf, wenn sie die Mitarbeitenden mit einem Mund-Nasen-Schutz sähen. Die Teams in den Gastronomiebetrieben arbeiten weiterhin auf freiwilliger Basis unverändert mit einem Mund-Nasen-Schutz bzw. einer FFP2-Schutzmaske sowie Handschuhen. Sie wollen ihre Gäste schützen und natürlich ebenfalls sich selber, berichten die vier Restaurant- bzw. Hotel-Betreibenden. Lockdown Die Inhabenden berichten, wie sehr sie insbesondere in dem neun Monate dauernden Lockdown die Wertschätzung der Gäste für die Gastronomie als Ort privater sowie beruflicher und geschäftlicher Zusammenkünfte in kleiner Runde und ebenso in großen Gesellschaften spürten. Viele Gäste erzählten, dass sie oft gar nicht nachgedacht hatten, wie es ist ohne Gastronomie. Die Betreibenden nahmen deutlich einen Zusammenhalt der Gäste mit ihnen wahr. Das sind sicherlich gewichtige Gründe für »so viel erfahrene Unterstützung in der Pandemie«. Die Gäste hätten ja zu Hause kochen können. »Doch sie haben bei uns bestellt und die Gerichte abgeholt, um uns zu unterstützen«, so die vier Gastronomen. Und weiter: »Dafür sind wir bis heute sehr dankbar. Wir sehen diese Erfahrung nicht als Selbstverständlichkeit«. Einen Hotel- und Gastronomiebetrieb herunterzufahren kennt man höchstens von Saisonbetrieben. Das musste man erst einmal lernen. Am Anfang war das eine unvorstellbare Situation. Je länger es ging, desto mehr machte man sich allerdings auch Gedanken, wie man diese Zeit denn sinnvoll füllen könne. Die Gastronomie erfand sich neu und setzte neue Ideen um. Beispielsweise hat die Pizzeria Rose »Pizza- Home-Kits« eingeführt. Mit den Zutaten konnten ihre Kunden selber zuhause Pizzen backen. Bei Reuter gab es in einem speziell eröffneten Genussshop für den Mittagstisch Tagesgerichte, die man sich mitnehmen konnte. Zu den Feiertagen kreierte das Restaurant tolle Festmenüs. Die Kunden konnten ebenfalls zwischen Convenience-Produkten aus der Küche des Hauses wählen – wie Bolognese, tischfertige Schweinebäckchen, 14 Das Stadtgespräch

Dessert, Leberwurst, Marmelade etc. Marco Rückl: »Wir sahen diese Angebote als Service für unsere Gäste. Sie erhielten die Gelegenheit fern vom Supermarkt mal woanders hingehen zu können, einen kleinen Plausch zu halten. Es war für uns zugleich eine gute Gelegenheit zu zeigen, dass wir noch da sind«. Der Ratskeller baute zum Beispiel »seinen Onlineshop auf, über den Essen zum Liefern oder Abholen bestellt werden konnte und heute auch immer noch gerne genutzt wird, um Speisen zur Abholung zu bestellen«, berichtet Miriam Von der Wöste-Bader. Und weiter: »Wir hatten auch immer für Geschäftsreisende unser Hotel geöffnet. Wir haben versucht, das Haus einigermaßen weiterzubetreiben. Sei es regelmäßig alle Wasserhähne laufen zu lassen, um keine Legionellen entstehen zu lassen, oder die Maschinen ab und zu anzumachen, damit sie nicht kaputt gehen. Die ein oder andere Maschine hat es leider dennoch nicht geschafft«. Die Gäste hatten die neuen Ideen sehr gerne angenommen. Sie konnten sich damit ihren Alltag ein Stückchen schöner gestalten. Anstieg der Preise für Energie, Zutaten und »Rohstoffe« Schon vor dem Krieg in der Ukraine war es für die Betreiber schwer an die Vor-Pandemie-Zahlen anzuknüpfen. Nun tun sich neue Schwierigkeiten auf: Statt jetzt dringend benötigter stabiler Zukunftsperspektiven treiben die durch den Krieg steigenden Energiekosten und höheren Lebensmittelpreise die Ausgaben der gastronomischen Betriebe in die Höhe. Kartoffel-Produkte, Milchprodukte, Soja, Fisch, Rind- und Schweinefleisch, Sonnenblumenöl, Rapsöl, Fett, Gewürze und Ketchup sind teilweise bis zu 30 Prozent teurer geworden. Ebenfalls Brot, Säfte und Kaffee sind im Handel teurer geworden. Bier und alkoholische Getränke sind gleichfalls betroffen. Ein Ende des Preisanstiegs ist nicht in Sicht. Die Restaurants sind gezwungen die Preiserhöhungen an ihre Gäste weiterzugeben. Domenico Bentrovato: »Schon wegen der Pandemie stiegen die Zellstoffpreise und Pasta-Schalen, Pizzakartons, nachhaltige Verpackungen etc. um mehr als 10 %. Ebenfalls die Pasta und viele weitere Zutaten aus Italien sind teurer geworden. Die Steigerung der Kosten zwang uns Anfang des Jahres zu einer Preiserhöhung von 5 %. Infolge der extrem gestiegenen Energiekosten und Mehlpreise und des steigenden Mindestlohns, der aktuell auch bitter nötig ist, müssen wir leider die Preise ein weiteres Mal erhöhen«. Jean-Claude Clapperton: »Die große Herausforderung ist jetzt mit noch bezahlbaren Lebensmitteln eine attraktive Küche zu kreieren. Das Spannende ist, was für Ideen wir in dieser Zeit entwickeln. Vielleicht hilft es den Faktor ›Transport‹ herauszunehmen und mehr auf Regionalität zu setzen«. Ebenfalls Marco Rückl räumt ein, dass er nicht darum herumkommt, die Preise in der Karte zu erhöhen. Zudem sei es momentan schwierig, feste Preiszusagen für festliche Essen in ein paar Monaten zu machen. Die Preise würden einfach zu schnell steigen. Man wisse heute ja noch nicht, zu welchen Preisen beispielsweise im Juli Fleisch- oder Gemüseprodukte zur Verfügung stehen. »Regionalität, Fairness und stabile Zusammenarbeit sind hier sicher ein großes Thema. Dennoch bleiben Preissteigerungen nicht aus«, erklärt Miriam Von der Wöste-Bader: »Auch wir mussten in unserem Segment die Preise nochmals anheben, um überhaupt wirtschaftlich arbeiten zu können. Es sind aber nicht nur die Energie- und Lebensmittelpreise. Auch die Personalkosten steigen stetig. Es gibt kaum eine Branche, deren Mitarbeiter die letzten zwei Jahre so massiv auch finanziell unter der Coronakrise gelitten haben – man denke an Kurzarbeit und den Wegfall von Trinkgeldern. Auch hier muss investiert werden, damit Mitarbeiter auch bleiben. Denn diese Mitarbeiter sind der Schlüssel zu einer funktionierenden Gastronomie und Hotellerie in der nahen und fernen Zukunft«. Frisch gemischt ist schon gewonnen! 6. MAI FRAUEN ABEND AB 18 UHR NEU FUN Bier. Heimat. Gut. Autorenlesung Jessica Barc ohne Anmeldung Ladys Night LIVE MUSIK Laden im Garten . Renate Peterburs . Am Nonenplatz 3 33378 Rheda-Wiedenbrück . Telefon: 05242-90 96 96 www.ladenimgarten.de Das Stadtgespräch 15

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