Aufrufe
vor 3 Jahren

Das Stadtgespräch Ausgabe Juli 2020

  • Text
  • Pfarrer
  • Schule
  • Juli
  • Haus
  • Gemeinsam
  • Ebenfalls
  • Menschen
  • Zeit
  • Rheda
  • Stadt
Das Stadtgespräch und Mein Rheda-Wiedenbrück Juli 2020

1 Mauros Weltkarte von

1 Mauros Weltkarte von 1459 steht auf dem Kopf. in früheren Zeiten sehr anders. Jemand, der das gesamte Wissen der damaligen Welt auf einer gewaltigen Landkarte zusammenfasste, war Mauro, besser gesagt Fra Mauro, also Bruder Mauro. Geboren wurde Mauro in Venedig – die Zeitangaben schwanken zwischen »um 1385« und »vor 1400«. In seiner Jugend reiste er offenbar durch weite Teile der den Europäern damals bekannten Welt als Händler und als Soldat. Vor allem im Nahen Osten muss er sich wohl lange aufgehalten haben. Mit dem Reisen war es dann allerdings vorbei, als Mauro 1409 ins Kloster San Michele auf der gleichnamigen Laguneninsel ging. Dort war er zuständig für das Einsammeln der Mietzahlungen ans Kloster. Irgendjemand entdeckte dann aber wohl sein künstlerisches Talent, denn er begann, Karten zu zeichnen. Das Meisterwerk, das ihn in der damaligen Welt berühmt machte, war die Weltkarte mappa mundi, die in jahrelanger Arbeit 1459 fertigstellt war. Die Weltkarte, die rund vier Quadratmeter einnahm, war eine Auftragsarbeit des Portugiesischen Königs Alfons V. Dessen Onkel war als Heinrich der Seefahrer bekannt, und für Heinrich war die Karte auch bestimmt. Schließlich gab es zu dieser Zeit die Arbeitshypothese, dass man Afrika umrunden konnte, was die Portugiesen dann auch knapp 30 Jahre später taten. Neben den gewaltigen Ausmaßen der Weltkarte fallen tausende von kleinen Texten, Ortsnamen und zusätzlichen Illustrationen auf. Daneben wird klar, wie detailgetreu die Weltkarte ist, die natürlich den amerikanischen Doppelkontinent und logischerweise Australien nicht enthält. Dafür fasste sie basierend auf dem antiken Weltbild des Ptolemäus auch den damals neuesten Forschungsstand zusammen. Die Entdeckungen der Portugiesen in Westafrika sind ebenso verzeichnet wie Angaben über den asiatischen Kontinent, wobei die Forscher davon ausgehen, dass die Beobachtungen von Marco Polo, der ja lange Zeit in der Lagunenrepublik nicht ernst genommen wurde, ebenfalls mit eingeflossen sind. Dagegen ist nicht erstaunlich, dass die Welt als Kugel dargestellt wird. Denn anders als es das noch heute aus dem Schulbuchwissen überlieferte Bild aus dem 19. Jahrhundert vom finsteren Mittelalter ausweist, war nicht nur im arabisch-islamischen Kulturkreis klar, dass die Erde eben keine Scheibe ist. Einige spätantike christliche Autoren behaupteten zwar, dass 18 Das Stadtgespräch

1 Alle Wasserstraßen führten nach Venedig. 1 Der geflügelte Löwe repräsentiert Venedigs Macht. die Bibel von einer flachen Erde spricht und dass die Menschen, die auf der unteren Seite einer runden Erde dann ja auf dem Kopf stehen und der Regen nach oben fallen müssten, doch bereits im 12. Jahrhundert war in der Christenheit bekannt, dass die Erde prinzipiell umrundbar ist, wenn das auch praktisch noch nicht machbar war. Das geschah ja erst mit der Reise Magellans 1522. Anders als heutige Karten hat die mappa mundi eine Südausrichtung, man muss die Karte also auf den Kopf drehen, um zu sehen, wie akkurat sie ist. Zuvor waren christliche Karten oftmals nach Osten ausgerichtet, weil dort ja das Paradies vermutet wurde und das musste natürlich oben stehen. Auch war das Zentrum der Welt natürlich ein überdimensional vergrößertes Jerusalem, was bei Bruder Mauros Karte nicht der Fall war. Und anders als bei vielen sehr interessanten, weil kuriosen Karten früherer Zeiten, die mit Seeungeheuern und Monstern aller Arten verziert waren, enthielt die Karte Mauros jede Menge Fakten. Er schreibt zum Beispiel, dass das Mar Prusian, also die Ostsee, salzarm ist und vermutet den Grund dafür darin, dass so viele Flüsse darein fließen. Von den Malediven weiß er zu berichten, dass sie reich an Bernstein sind, allerdings auch an Piraten. Timbuktu in Mali, das wegen des vielen Goldes erwähnenswert ist, taucht ebenso auf wie das chinesische Suzhou, wo es ungefähr 6.000 Brücken gab. Um an all diese Informationen zu kommen, saß Bruder Mauro auch am richtigen Ort. So schön die Vorstellung vom Mönch ist, der das gewaltige Werk in seiner stillen Zelle auf Grund von Inspiration schafft, so wenig hätte er allein an die vielen Fakten kommen können. Venedig war zur Mitte des 15. Jahrhunderts eine Großmacht, in der weltweite Handelswege zusammenliefen. Im 12. Jahrhundert hatte die Stadt es geschafft, Heinrich IV. im Investiturstreit gegen den Papst zu unterstützen. Im Gegenzug sicherte Heinrich zu, dass sämtliche Waren aus dem Heiligen Römischen Reich, die über das Meer nach Süden und Osten verschickt wurden, alle über Venedig zu laufen hatten. Zudem durften griechische, syrische und ägyptische Händler nur mit dem Reich Handel treiben, wenn ihre Waren über Venedig eingeführt wurden. Auch später zeigte sich die Lagunenrepublik nicht gerade zimperlich, wenn es um die Handelsinteressen ging. So machte sie einen Deal mit den armen Rittern des Vierten Kreuzzugs. Die bekamen Schiffe für die Überfahrt ins Heilige Land, sollten aber dafür Zadar einnehmen, das zu Byzanz gehörte. Die Aktion gipfelte schließlich darin, dass die Kreuzritter Venedigs großen Konkurrenten, das mächtige Byzanz, also Konstantinopel, in Schutt und Asche legten. Und natürlich die Schätze der damals größten und reichsten Stadt Europas stahlen. Zur Zeit Mauros besaß Venedig nicht nur in Oberitalien jede Menge Ländereien, sondern auch im heutigen Kroatien, entlang der Küste von Albanien. Korfu gehörte zu Venedig ebenso wie die Krim im Schwarzen Meer, Kreta und viele Inseln in der Ägäis sowie Zypern. Dazu kamen noch jede Menge Handelsposten an strategisch wichtigen Häfen von der Donau bis nach Nordafrika. Es ist davon auszugehen, dass Mauro mit vielen Reisenden aus aller Herrenländern gesprochen hat, deren Erkenntnisse in die Weltkarte mit eingeflossen sind. Das finde ich wirklich faszinierend, aber dennoch freue ich mich auf die Zeit, in der ich statt mit dem Finger auf der modernen Landkarte wieder dorthin darf, wohin ich will und kann! „ “ ZUVERLÄSSIG UND ENGAGIERT! Wir unterstützen Sie bei ihren Bauvorhaben. Trockenbau mit 25 Jahren Erfahrung! 25 TROCKENBAU I TÜRELEMENTE JAHRE DACHGESCHOSSAUSBAUTEN KELLERDECKENDÄMMUNG I AKUSTIKDECKEN INNENTÜREN • HOLZ UND GLAS GLASTRENNWÄNDE I GANZGLASSCHIEBETÜREN www.ebeling-innenausbau.de AUSSTELLUNG: Termine nach Vereinbarung kleestraße 11 • st. vit / rheda-wiedenbrück • tel 05242 / 377 171 • fax 37 81 31 • mobil 0172 / 946 30 76 • info@ebeling-innenausbau.de Das Stadtgespräch 19

Das Stadtgespräch - Magazin für Rheda - Wiedenbrück

© 2020 lokalpioniere
Impressum / Datenschutz