3 Perfekter Tag im Beachclub » Ungeschminkte Schönheit in der Karibik Ich tippe mal, dass die meisten amerikanischen Teenager Barbados nicht auf einer Landkarte finden würden, viele haben ja schon Schwierigkeiten das riesige Nachbarland Kanada zu lokalisieren. Klingt wie ein Vorurteil, aber die letzte sogenannte landesweite Qualitätsanalyse in Schulen hat gezeigt, dass fast Dreiviertel der 14-jährigen US-Bürger über wenige Grundkenntnisse nicht hinauskommen, wobei ein Viertel keinerlei Grundkenntnisse aufweist. Gleichzeitig tippe ich, dass die überwältigende Mehrheit eben dieser Teenager weiß, wer Rihanna ist, schließlich ist sie 2023 in der Halbzeitpause beim 52. Super Bowl aufgetreten, bei dem der American Football wie ein Nationalfeiertag zelebriert wird. Rihanna selbst weiß natürlich sehr wohl, wo ihre Heimat liegt, denn die mit neun Grammy Awards, achtzehn Billboard Music Awards und zwei BRIT Awards und diversen anderen ausgezeichnete Sängerin ist ein Kind der Karibikinsel. Und die ist die östliche Insel der Kleinen Antillen, wodurch Barbados eine »Atlantikseite« und eine »Karibikseite« hat. Anders als viele Inseln der Karibik ist sie nicht vulkanischen Ursprungs. Die bärtige Insel Barbados ist auch etwas abgelegen – die anderen Inseln über dem Winde sind 160 Kilometer entfernt. Sie war nicht wie andere Eilande durchgängig von Arawak und Kariben besiedelt. Der portugiesische Entdecker Pedro Campos landete als erster Europäer auf der Insel, wo er für ihn seltsame Vegetation antraf. Die Luft-Wurzeln der großen Feigenbäume hingen herab wie Bärte. Und so nannte er die Insel os barbudos, für die Spanier waren es los barbados, also die Bärtigen. Die Spanier und Portugiesen erklärten die Insel jeweils zu ihrem Besitz. In den folgenden anderthalb Jahrzehnten wurden die Einwohner versklavt, um sie 52 Das Stadtgespräch
5 Das britische Erbe beeindruckt. auf anderen Inseln arbeiten zu lassen. Wer konnte, floh. 1625 übernahmen die Engländer von den Iberern eine inzwischen menschenleere Insel. Das war für die Kolonisten jedoch kein Problem, denn sie verschleppten zunächst irische Sklaven nach Barbados, ja es gab auch weiße Sklaven bei den Briten. Später ließen sie sich auch noch viele afrikanische Sklaven von niederländischen Schiffen »liefern«. Ab den 1640er Jahren wurde Rohrzucker angebaut, was ein riesiger Exportschlager war, und das bis ins 20. Jahrhundert. Von der Kolonie zur Republik Schon im Jahr 1639 gab es das erste Parlament auf Barbados. Für die damalige Zeit versteht es sich von selbst, dass natürlich nur Plantagenbesitzer darin vertreten waren. Keineswegs selbstverständlich war dagegen, dass die Charta von Barbados aus dem Jahre 1652 unter anderem die Religionsfreiheit, die Rechtsstaatlichkeit, das Privateigentum und weitgehendes parlamentarisches Mitspracherecht garantierte. Nach dem Verbot der Sklaverei 1838 wurden die Rechte schrittweise bis zur Unabhängigkeit am 30. November 1966 auf die schwarze Bevölkerung ausgedehnt. Die Nachkommen der afrikanischen Sklaven machen heute rund 90 Prozent der Barbadier aus. Vorfahren aus Großbritannien und Irland haben dagegen nur vier Prozent. Die Einwohner selbst bezeichnen sich als Bajans. So heißt auch die Alltagssprache, also der kreolische Dialekt, der auf dem Englischen basiert, aber Wörter aus westafrikanischen Sprachen enthält und eine eigene Grammatik beinhaltet. Aber keine Angst, Englisch ist Amtssprache. Das aktive und passive Frauenwahlrecht wurde übrigens bereits im Oktober 1950 eingeführt. Von 1958 bis 1962 war Barbados eine Provinz der Westindischen Föderation, am 30. November 1966 wurde es unabhängig. Als Mitglied des Commonwealth war das Staatsoberhaupt die Königin von England. Das änderte sich erst am 30. November 2021, also genau 55 Jahre nach der Unabhängigkeit, als der Inselstaat zur Republik wurde. Staatsoberhaupt ist heute die Präsidentin Sandra Mason, Regierungschefin wurde die Premierministerin Mia Amor Mottley. Letztere hat auch Rihanna offiziell q Heinrich-Heineke-Straße 5 33378 Rheda-Wiedenbrück info@protte-kellner.de 0 52 42 / 40 82 99 0 www.protte-kellner.de Das Stadtgespräch 53
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