der Roman funktioniert auch, ohne dass man die fünf Bestseller-Bände kennt. Marthes Enkelin Änne verschlägt es derweil nach Thüringen, wo sie verstörende Begegnungen mit der später heiliggesprochenen Elisabeth und deren erbarmungslosem Beichtvater hat, dem fanatischen Kreuzzugsprediger und Ketzerverfolger Konrad von Marburg. Sabine Eberts Meisterschaft ist es, uns neben der Sicht der Herrscher auch aus der Froschperspektive, also vor allem aus dem Blickwinkel von Marthes Kindern und Enkeln, Einblicke in ein faszinierendes Jahrhundert zu gewähren, in dem der hehre Anspruch der Minne auf die grausame Wirklichkeit trifft. Und auch die große Politik, der Kampf um die Macht zwischen dem Kaiser Friedrich II und dem Papst ist keineswegs durch Ritterlichkeit geprägt. Erschienen ist »Der Silberbaum«, der den Untertitel »Die siebte Tugend« trägt, als gebundene Ausgabe bei Knaur, 493 Seiten, 24 Euro. Benedikt Gollhardt »Der Pakt« Die Eifel hat ja bei uns ein gutes Image, so als einsames Wandergebiet. Höchstens mal im Scherz wurde das Hinterwäldlerische betont: »Der Hauptpreis ist eine Baggerfahrt in der Eifel«, war früher doch so ein Spruch, der in diese Richtung zielte. Allerdings hat die dünn besiedelte Gegend durchaus auch etwas Düsteres. Eher gruselig ist allein schon, dass man dort mitten im Wald noch die Überreste des sogenannten Westwalls findet, also der gigantischen Verteidigungsanlage aus Bunkern, Tunneln und Panzersperren, die die Nazis überwiegend mit Zwangsarbeitern errichten ließen. Damit sollte die Invasion von Westen gestoppt werden. Das hat bekanntlich nicht geklappt, doch Beton hat nun mal die Eigenschaft, lange zu halten. So bieten die Anlagen durchaus üblen Gestalten, die abtauchen wollen, Unterschlupf. In seinem ersten Krimi »Westwall« hat Benedikt Gollhardt, der sich ursprünglich mit Erfolgsserien wie »Türkisch für Anfänger« und »Danni Lowinski« eher für die leichte Muse einen Namen gemacht hat, bewiesen, dass er auch harte Thriller kann. Die Eifel ist auch in seinem neuen Roman »Der Pakt« anfangs der Schauplatz. Eine Gruppe, deren Köpfe Neo-Nazis sind und deren Mitglieder Jugendliche von der Straße sind, um die sich sonst niemand kümmert, bereitet hier Anschläge in großem Stil vor. Als ihr Munitionsdepot in die Luft fliegt, gelingt drei der Überlebenden die Flucht vor der Polizei, die mit Macht anrückt. Doch nicht allein auf massiven Einsatz von Menschen und Material setzen die Beamten, sondern auch auf Menschen, die die Jugendlichen kennen. Und dadurch kommt Caroline ins Spiel. Die alleinerziehende Mutter eines Babys ist zwar noch in Elternzeit, doch da sie in ihrer Funktion als Bezirksbeamtin der Polizei obdachlose Jugendliche betreut hat, beordert der leitende Ermittler sie in seine Sonderkommission. Caroline wird also mitten in der Nacht zu einer Lagebesprechung ins Präsidium gerufen, denn sie soll die tatverdächtigen Teenager aufspüren und dann verhören. Zwar ist sie zunächst froh, statt als normale Streifenpolizistin nun als Spezialistin an den Ermittlungen teilzunehmen, die größtes mediales Interesse auslösen. Doch dann erfährt sie, dass es sich bei der einen flüchtigen Person um diejeni- Merry Christmas & Happy New Year Ihr Solutionpartner aus Bielefeld IT-Lösungen für Unternehmen und Kommunen: Für Sie entwickeln wir zukunftsfähige IT-Konzepte und begleiten Sie bei der Umsetzung. www.trading-point.net TRADING.POINT GmbH Ziegelstraße 86 33609 Bielefeld Telefon: +49 521 9384890 E-Mail: info@trading-point.net 50 Das Stadtgespräch
ge handelt, mit der sie ein düsteres Geheimnis aus der Vergangenheit verbindet. Je näher sie also den Flüchtigen kommt, desto größer wird die Gefahr für sie selbst. Auch bei seinem zweiten Krimi gelingt es Gollhardt wieder, die Grenze zwischen Gut und Böse, die anfangs so klar gezeichnet scheint, geschickt zu verwischen. Auch atmosphärisch verdient das Buch den Titel Thriller. Außerdem weiß man beim Lesen nie, wie die Geschichte nun ausgehen mag, ein weiteres Qualitätsmerkmal. Erschienen ist »Der Pakt« als Paperback bei Penguin, 384 Seiten, 16 Euro. Thomas Heise / Claas Meyer-Heuer »Der Jahrhundertcoup« Es wird behauptet, dass »Der Jahrhundertcoup« so spannend wie ein Krimi sei. Das finde ich nicht, denn das Buch der beiden SPIEGEL-Journalisten ist für mich weitaus spannender als ein Kriminalroman. Das Sachbuch trägt den Untertitel »Ein Clan auf Beutezug und die Jagd nach den Juwelen aus dem Grünen Gewölbe« und beschreibt entsprechend die Taten der Verbrecher und das Vorgehen der Polizei bei dem spektakulärsten Einbruch in der Geschichte der Bundesrepublik. Für den Leser beinhaltet das eine ganze Reihe von Aha-Momenten, selbst für den Krimi-Liebhaber. Von einigen Krimi-Klischees muss man sich nämlich verabschieden, denn anders als im Fernsehen wandelt in Wirklichkeit kein Kommissar kaffeetrinkend am Tatort herum, bevor die Spurensicherung überhaupt eingetroffen ist. Auch die Sokos, die das Vorabendprogramm im Fernsehen mit immer gleicher Besetzung in verschiedenen Städten ermitteln lässt, sind in Wirklichkeit eben das, was der Name schon sagt: eine Sonderkommission. Und die setzt sich eben aus verschiedenen Spezialisten zusammen, die nach erledigter Sonderarbeit dann wieder in ihre jeweiligen Kommissariate zurückkehren. Und diese Spezialisten sind auch bitter nötig, um dieses dreiste und dabei nahezu perfekt organisierte Verbrechen von ungeahntem Ausmaß aufzuklären: In der Nacht zum 25. November 2019 verschaffen sich sechs schwarz gekleidete Männer Zutritt zu den Räumen des Dresdner Schlosses, schlagen mit Äxten auf die Vitrinen ein und entwenden Schmuck im Versicherungswert von über hundert Millionen Euro. Anschließend verwischen sie gründlich ihre Spuren. Die Ermittler gehen schon bald davon aus, dass ein Clan hinter der Aktion steht. Die beiden Autoren Thomas Heise und Claas Meyer-Heuer recherchieren schon seit Jahren zur Organisierten Kriminalität. Anhand exklusiver Einblicke in die Ermittlungsakten, zahlreicher Gespräche und Videoanalysen gelingt ihnen nicht nur die minutiöse Rekonstruktion eines Jahrhundertverbrechens. Sie zeichnen auch ein detailgenaues Portrait deutscher Polizeiarbeit, die am Ende zum Teil zum Erfolg führt. Immerhin werden fünf Mitglieder des arabischen Rammo-Clans verurteilt. Für den Blutdruck der Leserschaft ist »Der Jahrhundertcoup« nicht gerade ideal, steht dieser Fall doch exemplarisch für die um sich greifende Clankriminalität. Dabei zeigt er eindrücklich, wo die Schwierigkeiten bei der Verfol- gung der Verbrechen liegen. Und da gibt es reichlich Grund, sich aufzuregen. Gerade deshalb ist dieses Buch aber so lesenswert. Erschienen ist der True-Crime-Thriller bei der Deutschen Verlags Anstalt, Hardcover, 346 Seiten, Farbbildteil, 24 Euro. Wir wünschen allen Kunden ein schönes Weihnachtsfest sowie einen guten ruTsch ins GmbH & Co. KG Haustüren | Fenster | Rollladen | Vordächer Breite Straße 37 33378 Rheda-Wiedenbrück Telefon: 05242 / 5789003 E-Mail: info@cs-reich.de www.reich-group.de Gutschein Nur gegen Vorlage dieses Gutscheins. 15 % PIUS-APOTHEKE Stromberger Straße 10 Rheda-Wiedenbrück Tel.: 05242 - 3 44 33 neuE Jahr! Lindenstraße 55a • 33378 Rheda-Wiedenbrück Telefon: 0 52 42 - 40 68 45 0 Öffnungszeiten: nach telefonischer Terminvereinbarung www.korfmacher-fenster.de info@korfmacher-fenster.de SONNEN-APOTHEKE Hauptstraße 17 Rheda-Wiedenbrück Tel.: 05242 - 406 89 01 Pro Kunde nur ein Gutschein einlösbar. Nicht mit anderen Rabattaktionen kombinierbar. Ausgenommen Aktionsware, Bestellungen, bereits reduzierte und rezeptpflichtige Artikel und Bücher. Das Stadtgespräch 51
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