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Das Stadtgespräch Ausgabe Januar 2017

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60 TIPPS

60 TIPPS Das Stadtgespräch Der Trick mit dem Glück Mehr erreichen durch weniger tun – das verspricht die Überschrift des soeben erschienenen Buchs »Der Trick mit dem Glück« (Knaur, 238 Seiten, Hardcover, 18,99 Euro). Das klingt zunächst einmal so wie: Abnehmen durch Pizza, Pommes und Eis essen. Doch schauen wir einmal genauer hin. Die These des Buchs: Immer besser, schneller und effizienter macht uns nicht glücklich. Umgekehrt, indem wir einen Gang herunterschalten, uns Zeit für uns selbst nehmen, sind wir leistungsfähiger. Wir erreichen mehr durch weniger tun. Die Stanford-Professorin Dr. Emma Seppälä zieht Erkenntnisse der Neurowissenschaften, Psychologie, Resilienz- und Achtsamkeitsforschung sowie ihre eigenen Untersuchungen heran, um zu erklären, woraus persönlicher und beruflicher Erfolg gemacht ist. In diesem praktischen und eingängigen Ratgeber zeigt sie sechs wissenschaftlich nachgewiesene Wege zu mehr Wohlbefinden und Erfolg im Leben auf. Emma Seppälä ist wissenschaftliche Leiterin des Zentrums für Mitgefühl und Altruismusforschung an der Stanford University (wo sonst auf der Welt könnte es einen solchen Lehrstuhl geben?) und eine führende Expertin für Gesundheitspsychologie, Wohlbefinden und Resilienz. Sie ist Gründerin des beliebten Online-Magazins Fulfillment Daily (gut, das klingt ein wenig nach Harry Potters Daily Prophet) und veröffentlicht regelmäßig Beiträge in Psychology Today, Harvard Business Review und auch in der Washington Post. Zudem berät Seppälä Führungskräfte und ist eine gefragte Rednerin in Unternehmensund Regierungsinstitutionen. Dabei kommt sie ursprünglich gar nicht aus der Psychologen- Ecke. Sie hält einen Bachelor- Abschluss in Komparatistik und einen Master-Abschluss in ostasiatischen Sprachen und Kulturen. Es folgte der Doktortitel in Psychologie von der Stanford University. Ursprünglich in Paris geboren ist ihre Muttersprache Französisch. Sie spricht Englisch, Deutsch, aber auch Spanisch und Mandarin. Frau Seppälä ist also ein schlauer Mensch, der seine Leser behutsam auf die »Reise zum Glück« mitnimmt. Und das in sechs Schritten. Auch wenn man das typisch Amerikanische, also den naiven Erfolgsglauben außer Acht lässt, entdeckt der geneigte Leser doch eine Menge Aspekte, bei denen er denkt: da hat sie aber Recht. Und auch an der Theorie, dass wir zwar nicht die Welt ändern können, aber unsere Perspektive auf die Welt, ist schon etwas dran. Jetzt warte ich nur noch auf ihr Abnehmbuch für Pizza- Freunde! DVD Jane Got a Gun Um es gleich vorweg zu sagen: Jane Got a Gun war ein absoluter Flopp an der Kinokasse. Darf man den Angaben glauben, die ich im Netz gefunden habe, hat der Film nicht einmal zehn Prozent seiner 25 Millionen Dollar Produktionskosten wieder eingespielt. Das ist sicherlich bitter für Natalie Portman, die nicht nur die Hauptdarstellerin ist, sondern auch die Produzentin. Aber sie wird’s verschmerzen. Der Grund, warum »Jane Got a Gun« keinen Erfolg hatte ist, meiner Meinung nach, der Grund, warum ich den Film gut finde. Er ist nämlich wie ein Western von früher – und die gibt es nicht mehr häufig. Überhaupt gibt es echte Western nur noch äußerst selten. Das war in den Fünfziger und Sechziger Jahren sehr anders. Und damit in der Frühzeit des Fernsehens bei uns auch. Im Jahr 1955 drehte die Studios in Hollywood allein mehr als 50 Western. 1959 gab es 26 verschiedene Western-Serien im amerikanischen Fernsehen, darunter unter anderem »Bonanza«, das von 1959 bis 1973 lief und das ich neulich beim Channel-Surfen mal wieder gesehen habe. Wenn Ihnen einer die Frage »Wie heißt der Koch auf der Ponderosa?« beantworten kann, dann haben Sie entweder einen absoluten TV- Western-Freak vor sich oder jemanden, der nicht weit vom Rentenalter entfernt ist. Hop Sing ist übrigens die Antwort. Victor Sen Yung hieß der Mann in Wirklichkeit, der in insgesamt 101 Folgen mitwirkte und 1980 In Hollywood verstarb. Doch ich schweife ab. Was nun macht einen Western zu einem echten Western? Da ist zunächst das Element, das meine Mutter immer von »Pferde-

TIPPS 61 Oper« hat sprechen lassen. Wenn also nicht eine Bande auf wilden Zossen durch eine noch wildere Landschaft reitet und damit Staub aufwirbelt, der sich dann im Licht der untergehenden Sonne blutrot färbt, ja dann ist dieser Western doch sein Geld nicht wert. Dabei ist selbstverständlich nahezu egal, warum die mit einem Affenzahn durch die Pampa reiten, darum geht’s doch nicht. Ein Teil des Western darf auch gerne in einer Westernstadt spielen, aber das meiste sollte schon am Ende der Welt passieren – wo niemand dir hilft, außer dir selbst. Und natürlich braucht man auch Schurken für einen Western. Die sehen heutzutage richtig schurkig aus, also nicht mit angeklebtem Schnurbart und Augenbrauen. Gelbe Zähne haben die heutzutage, was schon zeigt, wie durch und durch schurkig die sind. Das alles hat der Portman-Film und natürlich das, was jeder Western noch zusätzlich braucht, nämlich die Guten »mit Vergangenheit«. Das waren früher gerne Leute, die eigentlich Revolverhelden waren, aber sich zur Ruhe gesetzt haben und nur deshalb wieder zum Schießeisen greifen, weil sie für das Gute zu kämpfen gezwungen sind. Gut, ganz so dick kann ein Western zu Beginn des 21. Jahrhunderts natürlich nicht mehr auftragen, aber immerhin greift Titelheldin Jane zur Waffe, um sich und ihren Mann Ham, der Vater ihrer kleinen Tochter ist, gegen die Bösen zu verteidigen. Die haben nämlich Janes Kerl zusammengeschossen. Mit letzter Kraft rettet er sich auf die Farm am besagten Ende der Welt, wo sie ihm vier der fünf Kugeln, die ihn durchsiebt haben, herausnehmen kann. Aber die Bishop Boys kommen. Anführer John Bishop (herrlich fies: Ewan McGregor) hat noch eine Rechnung mit Ham offen. Welche das ist, erzählt der Film in Rückblenden. Auf alle Fälle ist Jane gefordert, sie will Ham den Bishops nicht überlassen und rüstet auf, indem sie ihre Tochter in Sicherheit bringt und sich ein Arsenal zulegt (die US-Waffenlobby wird ihren Spaß haben, aber das ist wieder ein anderes Thema). Hilfe ist nicht in Sicht, obwohl sie sich an ihren Ex-Freund Dan Frost wendet (Joel Edgerton, der ein bisschen an den jungen Dennis Quaid erinnert). Auch die beiden haben eine bedeutsame Vergangenheit, in der so einiges schief gelaufen ist. Schließlich aber hilft ihr Dan, der im Bürgerkrieg Offizier war, dann doch die Schlacht gegen die Bösen zu führen. Die sind selbstverständlich in der Überzahl. Janes Mann ist durch die schwere Verletzung nutzlos, die Farm hat nur einen Zugang und damit auch keinen Fluchtweg. Die Situation ist ausweglos. Jane und Dan haben keine Chance – und nutzen sie nach Kräften. Das Ganze ist mit Action gespickt, aber nicht mit Pyrotechnik apokalyptischen Ausmaßes. Die Bilder sind selbstverständlich einfach nur toll. Von ironischer Brechung oder Kunstfilm keine Spur. Und genau das ist es, was mir an »Jane Got a Gun« gefällt.

Das Stadtgespräch - Magazin für Rheda - Wiedenbrück

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