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Das Stadtgespräch Ausgabe Februar 2022 auf Mein Rheda-Wiedenbrück

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Buch-Tis Dirk Bernemann

Buch-Tis Dirk Bernemann »Schützenfest« Dirk Bernemann kommt nicht aus Ostwestfalen, sondern aus Westwestfalen. So können wir ihm, die wir in der Nähe der Stadt Bielefeld leben, die es aus Münsteraner Sicht gar nicht gibt, auch folgenden Satz nicht übelnehmen: »In dieser Gegend geboren zu sein, fühlt sich an, als hätte man gegen seinen Willen ein Tattoo gestochen bekommen, das man von Anfang an nicht mochte«. Der Held der Geschichte, die Bernemann mit großer Treffsicherheit erzählt, ist Gunnar Bäumer. Gunnar hat vor einigen Jahren beinahe fluchtartig die Provinz verlassen, um in der Großstadt sein Glück zu finden. Das hat aber in Berlin auch nicht so richtig geklappt, weder beruflich noch beziehungstechnisch. Als seine Eltern ihn bitten, das Haus für ein paar Tage zu hüten, kehrt Gunnar deshalb kurz in die Heimat zurück. Aber die Tatsache, dass er weggegangen ist, bedeutet noch lange nicht, dass er vergessen worden ist. Auch wird ihm schnell klar: »Man kann nicht einfach wegvergessen, was man an einem Ort erlebt hat«. Verschärft wird diese Heimkehr auch dadurch, dass der ländliche Jahreshöhepunkt unmittelbar bevorsteht, nämlich das Schützenfest. Und jeder, der in der wie auch immer gearteten sogenannten weiten Welt unterwegs war und wieder in die ländliche Heimat zurückgekehrt ist, wird seine Freude daran haben, wie es dem Helden der Geschichte ergeht im Spannungsfeld von Nostalgie, verquerer Heimathassliebe und Sentimentalität, die durch sinnlose Saufrituale gefördert wird. Da bleiben natürlich auch tiefe Erkenntnisse nicht aus, wie bei den körperlichen Folgen des hoffnungslos übertriebenen Alkoholkonsums: »Wenn man nicht wüsste, dass man daran nicht stirbt, würde man denken, man stirbt daran«. Doch nicht allein die Exzesse des Dorfschützenfests machen dem Heimgekehrten zu schaffen. Da ist ja auch noch seine alte Liebe Franzi, die mittlerweile eloquente Ehefrau und Mutter ist. Logischer Weise und zu allem Überfluss läuft auch sie ihm beim Schützenfest über den Weg. Doch so einfach abtun wie zu Zeiten seiner Flucht kann Gunnar das Dorfleben keineswegs mehr, denn auch, wenn er sich nicht mehr mit den ländlichen Vergnügungen identifizieren kann, so hat er auch die »Nächte voller aufgesetzter Wichtigtuerei« in Berlin hassen gelernt. Inhaltlich und besonders auch sprachlich ist der Roman Bernemanns ein Volltreffer. Wer hätte gedacht, dass ein Schützenfest Anlass zu einer literarischen Gefühlsachterbahn bieten würde? Erschienen bei Heyne Hardcore, Hardcover, 223 Seiten, 18 Euro. Ildefonso Falcones »Die Tränen der Welt« Geschichte lässt sich am besten mit Geschichten erzählen. Und erzählen kann Ildefonso Falcones, der nicht umsonst der weltweit bekannteste spanische Autor von historischen Romanen ist. Spätestens seit seinem Bestseller »Die Kathedrale des Meeres«, der 2006 in Spanien erschien und ein Jahr später in Deutschland, ist er auch bei uns bekannt. In seinem neuesten Roman geht es nicht mehr um den Kathedralenbau im Mittelalter, vielmehr spielt er zur Zeit der Jahrhundertwende ins 20. Jahrhundert. Dennoch könnte er beinahe im Mittelalter spielen, denn anders als im Nachbarland Frankreich, herrschen im Spanien des Jahres 1901 nahezu feudale Strukturen. Nur, dass nicht mehr nur der Adel, sondern das reiche Bürgertum zusammen mit der katholischen Kirche den Ton angibt. Allerdings brodeln die sozialen Unruhen, denn die Masse der nahezu rechtlosen Bevölkerung, die am Existenzminimum oder darunter vegetiert, begehrt auf. Der junge, talentierte Künstler Dalmau sitzt dabei zwischen zwei Stühlen, denn einerseits gestaltet er Kacheln in der Keramikfabrik von Don Manuel Bello und genießt dabei hohe künstlerische Frei- heit, denn die modernistischen Bauten von Gaudí und seiner Zeitgenossen lösen sich von der Tradition. Auch zeichnet Dalmau und erweist sich dabei als wahrer Künst- ler, dem die Anerkennung der Gesellschaft nicht gleichgültig ist. Andererseits hat schon sein Vater im Kampf für die Rech- te der Arbeiter sein Leben verloren. Sein Bruder ist radikaler Anarchist und seine Schwester demonstriert in vorderster Front gegen die Staatsmacht, die Militär und die Guardia Civil il mit aller Brutali- tät einsetzt. Auch Dalmaus Freundin Emma hat sich dem Arbeitskampf verschrieben. Sieht es zunächst so aus, als könne sich Dalmau zwischen beiden Welten recht ungehindert bewegen, so erweist sich das schnell als Illusion. Seine Schwester wird verhaftet, misshandelt, missbraucht und radikalisiert sich, als sie schließlich doch durch das Einwirken ihres Bruders und dessen Chef frei kommt. Allerdings müssen Dalmau, seine Schwester und Emma einen hohen Preis für den Deal mit Don Manuel zahlen. Als schließlich Dalmaus Schwester auf einer Demonstration erschossen wird, zerbricht auch dessen Beziehung zu Emma, der Liebe seines Lebens. Doch das ist nur der Anfang von Dalmaus Achterbahnfahrt durch die katalanische Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Falcones’ Roman führt uns nicht nur in eine geschichtliche Epoche, die vielen wie mir überwiegend unbekannt sein wird. Auch kunsthistorisch ist das neueste Werk, das in der direkten Übersetzung »Der Maler der Seelen« heißt, von großem Interesse. Ein besonderes Bonbon ist das Werk natürlich für alle, die Barcelona kennen und lieben. Erschienen bei C.Bertelsmann, 703 Seiten, 25 Euro. Jonathan Coe »Mr. Wilder und ich« Ich fürchte, dass ein Roman über einen Regisseur, der seine größten Erfolge in den Fünfziger und Sechziger Jahren feierte, auf wenig Leserinteresse stoßen wird. Das wäre in diesem Fall allerdings ausgesprochen schade, denn zum einen geht es um die Geschichte Billy Wilders, der so klassische Werke wie »Zeugin der Anklage« oder die wundervollen Komödien »Manche mögen’s heiß« und »Eins, zwei, drei« geschaffen hat. Und zudem erzählt Jonathan Coe diese Geschichte, der zur absoluten Creme der wichtigsten britischen Autoren gehört. Auch zu den im wahrsten Sinne witzigsten Erzählern. Seine Romane »Liebesgrüße aus Brüssel«, »Die ungeheure Einsamkeit des Maxwell Sim« oder auch »Der Regen, bevor er fällt« weisen ihn als Autor aus, der in leichtem Ton selbst Tragisches lesbar macht. Sein neuester Roman bildet da keine Ausnahme, ist er doch ein Liebesbrief an den Geist des Kinos, wie der englische Guardian treffend behauptet hat. Dabei fängt »Mr. Wilder und ich« gar nicht mal so leicht an. Calista ist 57 Jahre alt und blickt auf ihr Leben zurück, denn ihre beiden Töchter sind flügge geworden. Cal, wie sie von allen genannt wird, hat das Gefühl, 50 Anzeigen Das Stadtgespräch

dass sie nur zwei Dinge kann, die beide nicht mehr benötigt werden. Zum einen kann sie Filmmusiken komponieren, die aber nicht mehr nachgefragt werden. Zum anderen ist sie Mutter, aber die eine Tochter wandert nach Australien aus und die andere ist ungewollt schwanger, möchte aber weder Rat noch Unterstützung der Mutter. Angesichts ihrer momentan trostlosen osen Situation erinnert sich Cal an ihr eigenes enes Leben als junge Frau. Im Sommer 1976 ist sie selbst als wohlbehütete Tochter griechisch-englischer Eltern in Amerika unterlernt Cal in Los Angeles einen witzigen Herrn wegs. Durch einen verrückten Zufall mit komischem Akzent kennen, ohne zu ahnen, dass es sich um das Kino-Genie e ly Wilder handelt. Doch diese Begegnung verändert ihr Leben. Als Dolmetscherin begleitet sie den Regisseur und seine glamouröse Filmcrew auf die verschlafene griechische Insel Madouri, wo Bil- er seinen vorletzten Film »Fedora« dreht. Danach geht es weiter nach München und Paris. Während es für Cal eine traumwandlerische Reise ist, sieht sich der jüdische Exilant Wilder mit seiner Geschichte konfrontiert. Die Studios in Hollywood setzen längst auf Spielberg und Co. und so wendet sich Wilder ausgerechnet an die Deutschen, um seinen nächsten Film zu realisieren. Ich empfehle ausdrücklich die Lektüre und natürlich die Billy Wilder-Filme, die oft im Fernsehen wiederholt werden und mehrfaches Ansehen durchaus vertragen. Erschienen ist der neueste Jonathan Coe im Folio Verlag Wien/Bozen, 280 Seiten, 22 Euro. Vincent Kliesch »Im Auge des Zebras« Das Jahr 2022 fängt gut an. Jedenfalls für Krimi-Freunde. Da gibt es beispielsweise die neue, frisch zur Hauptkommissarin beförderte Olivia Holzmann. Und anders, als so viele andere Polizisten, hat Olivia trotz ihres Berufs und ihres Wohnorts Berlin ein normales Privatleben mit neuer Wohnung und neuem Freund. Da hört dann allerdings die Normalität schon auf, denn ihr Fall ist alles andere als normal. Denn wie kann eine Person an mehreren Or- ten zugleich sein? Was physikalisch vollkommen unmöglich scheint, geschieht in ganz Deutschland: Überall werden Teenager entführt, die Eltern kurz darauf ermordet. Und alle Indizien weisen darauf hin, dass die Taten zur selben Zeit und von dersel- ben Person verübt wurden. Die Kommissa- rin vom LKA Berlin tappt im Dunkeln und weiß nur, dass den Jugendlichen die Zeit davonläuft. Um diesen scheinbar übernatürlichen Fall zu lösen, holt sich die junge Frau Hilfe. Die geniale Beobachtungsgabe gabe ihres Mentors Severin Boesherz, den einige Krimi-Fans schon aus früheren Romanen kennen, ist für sie unverzichtbar. Problematisch nur, dass sich Boesherz bereits zur Ruhe gesetzt hat, um seinen Seelenfrieden eden zu finden. Erst nach und nach setzt sich hdas ungewöhnliche h Team in Bewegung. Doch ahnen die drei noch nicht, dass der Täter raffiniert und perfide zugleich ist und die Möglichkeit hat, ihnen das jeweils Liebste zu nehmen. Der geistige Vater der neuen Kommissarin Vincent Kliesch wurde 1974 in Berlin geboren, wo er bis heute lebt. Im Jahre 2010 startete er mit dem Bestseller »Die Reinheit des Todes« seine erste erfolgreiche Thriller- Serie, weitere folgten. Die »Auris«-Reihe um den forensischen Phonetiker Matthias Hegel schreibt Vincent Kliesch nach einer Idee seines Freundes Sebastian Fitzek. »Im Auge des Zebras« ist schwer aus der Hand zu legen, denn die Urenkel von Sherlock Holmes lösen wirklich verzwickte Rätsel. Erschienen bei Knaur, 362 Seiten, 12,99 Euro. Thomas Gerke Malermeister Franz-Hitze-Str. 20 59302 Oelde-Stromberg www.gerke-malermeister.de info@gerke-malermeister.de Tel.: +49 2529 949 13 56 Fax.: +49 2529 949 13 57 Mobil: +49 171 181 1887 Maler- und Bodenbelagsarbeiten n Ihr Fachbetrieb für Fenster und Haustüren Fenster & Haustüren für Neu- / Altbauten NEU: ift-zertifizierte Montage Sicherheit Nach- und Umrüstung Rollläden | Wartung | Reparatur Insektenschutz aus eigener Herstellung ZERTIFIZIERT Wir sind Mitglied im Netzwerk »Zuhause sicher«. Am Woestekamp 6 · Rheda-Wiedenbrück · 0 52 42 / 4 66 12 · www.fechtelkord-fenstertechnik.de Wir beraten und versorgen Sie von Mensch zu Mensch Unfallinstandsetzung (alle Marken) PKW - Motorrad - Lackierungen Industrie - Lackierungen Pflegedienst Andreas Stanke Häusliche Kranken- und Seniorenpflege GmbH Rheda-Wiedenbrück und Umgebung Wasserstraße 13 • 33378 Rheda-Wiedenbrück Telefon (05242) 90 64 40 Telefax (05242) 9 07 98 59 Vertragspartner aller Pflege- und Krankenkassen www.pflege-sofort.de • info@pflege-sofort.de Das Stadtgespräch Anzeigen 51

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