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Das Stadtgespräch Ausgabe April 2024 auf der Rheda-Wiedenbrück App

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Das Stadtgespräch Ausgabe April 2024 auf der Rheda-Wiedenbrück App

doch haben wir uns

doch haben wir uns irgendwie darin eingerichtet. Dabei liegen die Herausforderungen des Lebens oft in der Suche nach dem Ladekabel oder einem Tenor mit neun Buchstaben. Ein Glück, dass es den Chronisten Wladimir Kaminer gibt, der diese eigenartige Situation mit Humor beschreibt und mit unbeirrbarem Optimismus zu verstehen versucht. Lesenswert, aber besonders hörenswert ist das neue Buch, weil der Autor selbst es in seiner unnachahmlichen Art vorträgt. Dass »Frühstück am Rande der Apokalypse« etwas ernster als seine Vorgänger ist, mag der aktuellen Situation geschuldet sein. Denn längst ist klar, dass die Russen nicht so sind, wie es der Autor lange dargestellt hat: »ein kreatives, offenes Volk, ein lustiger Nachbar, der ab und zu vielleicht ein bisschen zu viel trank und laut wurde, aber seiner Natur nach herzensgut war«. Die etwas gekürzte Hörbuchausgabe ist bei Random House Audio erschienen, zwei Stunden 38 Minuten Spielzeit, 22 Euro. Für die Hardcover-Ausgabe ist derselbe Betrag fällig. Erschienen bei Wunderraum, 222 Seiten. Wer Wladimir Kaminer live in Ostwestfalen erleben möchte, der sollte sich am 4. Juli um 19 Uhr im Bürgerhaus in Espelkamp einfinden. Magali Desclozeaux »Die Concierge ist auf See« Ninon Moineau ist ein schlichtes Gemüt. Sie ist dabei vor allem zuverlässig und erledigt alle Aufgaben, die sie zu erfüllen hat, mit großer Gründlichkeit. Der ideale Job ist für sie dann auch der einer Concierge in einem Pariser Mietshaus. Doch der Besitzer des Hauses entledigt sich nach und nach aller Mieter, sodass Ninon am Ende ein leeres Haus putzt. Dann erreicht sie das Rentenalter. Es versteht sich als ehemalige Con cierge von selbst, dass sie nur eine sehr schmale Rente kassiert. Dankend nimmt sie deshalb das Angebot des Hausbesitzers an, als der ihr einen Tausch anbietet. Sie soll ihm die Rente überlassen, dafür darf sie die 18 Quadratmeter ihrer Concierge-Wohnung gegen die zwölf Quadratmeter eines Containers tauschen. Der steht an Deck eines Containerschiffs, dass ständig zwischen Europa und China pendelt, mit Stopps in Malta, im Libanon und in Dubai. Zusätzlich zum Logis ist die Kost für Ninon umsonst, da sie bei der Crew des Frachters mitessen darf. Der Kontakt mit der Mannschaft ist jedoch sehr begrenzt, denn Ninon spricht Französisch und kein Wort Englisch. So ist sie zwar isoliert, aber die Toilette und die Duschmöglichkeiten des beinahe menschenleeren Schiffs darf sie mitbenutzen. Erst als sie nach Jahren des Lebens auf dem Meer überdrüssig wird, dämmert ihr die traurige Realität. Denn die gute Frau kann gar nicht an Land zurück, da ihr ehemaliger Arbeitgeber ein windiger Immobilienhändler und Finanzhai ist. Mit ihm hat sie den Vertrag geschlossen, aus dem sie nun aussteigen möchte. Doch das ist alles andere als einfach, denn der Mann stellt sich einfach tot. Über ihn ist nichts bekannt, und auch eine Adresse ist nicht zu ermitteln. Doch obwohl Ninon nicht weiß, was ein CDS ist, also ein Credit Default Swap oder Kreditausfalltausch, gelingt es ihr mit Hilfe von Freunden, sich zu wehren. Auch das ist alles andere als einfach, denn sie ist ja ständig unterwegs und agiert entsprechend nur über postlagernde Briefe. In ihrer offenen, ja naiven Art entwickelt sie mit ihren neuen Freunden über die Zeit eine gewisse Bauernschläue im Kampf gegen die Meister der krummen Geschäfte. Die Französin Magali Desclozeaux wählt für die Geschichte von Ninon die Form des Briefromans. Die Hochzeit dieses Genres war bekanntlich das 18. Jahrhundert, als Samuel Richardson seine »Pamela«, Choderlos de Laclos seine »Gefährliche Liebschaften« und Goethe seinen »Werther« verfassten. Damals wie heute muss sich die Leserschaft ein wenig anstrengen, um sich den Handlungsablauf selbst zusammenzusetzen. Dafür bekommt man allerdings die »Originaltöne« der Figuren serviert, die sich selbst charakterisieren und zum Teil regelrecht entlarven. Und natürlich ist die Idee, Themen wie Altersarmut und Wohnungsnot mit Immobilienspekulationen und dem Treiben von Finanzhaien zu kombinieren, regelrecht kühn. Wenn das Ganze dann auch noch mit dem Sinn der Autorin für absurde Komik gewürzt ist, dann darf man sich auf ein Lesevergnügen freuen. Die Übersetzung des Romans stelle ich mir gar nicht einfach vor, doch die hat Merle Struve durchaus gemeistert. Erschienen als Klappenbroschur bei Maro, 168 Seiten, 22 Euro. Chang Kuo-Li »Die Kugeln des Bösen« Chang Kuo-Li, ehemals Chefredakteur der China Times Weekly, hat zahlreiche Preise für sein Schreiben gewonnen. Als Linguist, Historiker, Militärexperte, Sportfan, Food-Kritiker sowie Dichter, Dramatiker und Romanautor glänzt er durch Vielseitigkeit. Er hat mittlerweile über dreißig Bücher veröffentlicht. Bei uns erschien im vergangenen Jahr der »grillende Killer« mit Alex Li und Kommissar Wu als Helden. Wu ist mittlerweile pensioniert, aber das hält ihn natürlich nicht davon ab, seinen zweiten Fall im coolen Hard-boiled-Thriller »Die Kugeln des Bösen« zu lösen. Diesmal spielt die Handlung zunächst in Taiwan. Wie durch ein Wunder trägt dessen amtierender Präsident Hsu nur einen Kratzer davon, als er während einer Wahlkampf-Veranstaltung Opfer eines Scharfschützen angriffs wird. Die Indizienlage ist allerdings verwirrend: Die gefundene Patronenhülse passt nicht zur Kugel, und der Schusswinkel erscheint unmöglich. Das Attentat könnte sogar eine positive Wirkung haben. So kurz vor der Wahl könnte durch den Mitleidsfaktor die Stimmung in der Bevölkerung wieder in Richtung Präsident umschlagen. Eigentlich liegt der bei den Umfragen hinter dem oppositionellen Kandidaten. Eine verzwickte Geschichte. So verzwickt, dass der stellvertretende Polizeipräsident Lu, genannt Eierkopf, Kommissar Wu für diesen Fall extra aus dem Ruhestand holt. Der berät sich im Geheimen mit seinem Freund, dem Scharfschützen Alex Li, der sich noch immer versteckt halten muss. Schnell ist Alex überzeugt, dass das Attentat fingiert war. Aber von wem? Bevor Wu und Alex der Sache weiter nachgehen können, eröffnen taiwanische Spezialkräfte die Jagd auf den offiziellen Sündenbock: den »grillenden Killer« Alex Li! Eine wilde Flucht beginnt, die Alex nach Japan führt. Doch auch dort ist er nicht sicher. Alex und Wu müssen irgendwie die Wahrheit in diesem Fall finden, bei dem jeder sein eigenes Süppchen zu kochen scheint. Von der Lösung des Falls könnte schließlich das Schicksal Taiwans abhängen. Erschienen ist der actionreiche Thriller mit reichlich schwarzem Humor vor fernöstlicher Kulisse bei Droemer, 368 Seiten, 16,99 Euro. 48 Das Stadtgespräch

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