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Das Stadtgespräch August 2018

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42 Das

42 Das Stadtgespräch Financial Harbour Bahrain – Las Vegas des Orients? Einmal im Jahr blickt die Welt auf Bahrain. Dann nämlich findet im Frühjahr der Große Preis von Bahrain in der Formel-1 statt. Der Mini-Staat im Persischen Golf, dessen Fläche in etwa so groß ist wie die Fläche Hamburgs, wird zum Pilgerziel der Rennbegeisterten. Und für die Einwohner ist dieses Wochenende – in diesem Jahr war das Rennen am 8. April – so etwas wie ein Nationalfeiertag. Nur die Kreuzfahrttouristen, die mittlerweile einen erheblichen Anteil der immerhin sieben Millionen Besucher pro Jahr ausmachen, mussten in der Woche vor und nach dem großen Ereignis auf die Besichtigung der Strecke verzichten. Das ist ansonsten ein wichtiger Bestandteil des Besichtigungsprogramms in einem Land, das mit Sehenswürdigkeiten nicht wirklich üppig bestückt ist. Bahrain (das »h« spricht man wie das deutsche »ch«, also Bach-rain) gilt dennoch als Las Vegas der arabischen Welt. Und der Vergleich passt und passt auch nicht. Las Vegas ohne Glücksspiel Bahrain ist ein islamisches Land, in dem alle Glücksspiele illegal sind. Die Regierung unternimmt auch aktiv Schritte, sogar Websites zu blockieren, die dem Glücksspiel verbunden sind. Diese Macht hat sie. Ohnehin ist das mit demokratischen Entscheidungsprozessen so eine Sache. Die Entscheidungen trifft der König, besser gesagt die königliche Familie, die in allem das letzte Wort hat. Das bedeutet allerdings keineswegs, dass der Bahrain ein rückschrittlicher Staat ist. Vor allem nicht vor dem Hintergrund dessen, was bei den Nachbarn politisch passiert. Platz für 7000 Gläubige. Seit 1976 gibt es ein umfassendes Sozialversicherungssystem und die medizinische Versorgung ist für die Einwohner Bahrains kostenlos. Als einziger Staat am Golf lässt Bahrain eine Synagoge zu und Hindus und Christen unterliegen einer Rechtsprechung, die dem britischen System angelehnt ist. Der nur 750 Quadratkilometer große Inselstaat (al bahrain bedeutet zwei Meere) hat gen Osten, nur durch den Golf von Persien getrennt, den Iran zum Nachbarn, über den bekanntlich die religiöse Geheimpolizei wacht. Die westlichen Nachbarn Bahrains sind die Saudis, für die es ein ungeheurer Schritt ist, dass Frauen Auto fahren dürfen. Der erste Führerschein für eine Frau wurde dort vor wenigen Wochen am 4. Juni 2018 ausgestellt. So gesehen, scheint der Vergleich zwischen Manama, der Hauptstadt Bahrains, in deren Umkreis rund 300.000 Menschen leben, und Las Vegas weit hergeholt. Dennoch ist in Bahrain erlaubt, was im großen Nachbarland Saudi Arabien noch lange nicht erlaubt ist. Man bekommt zum Beispiel Alkohol. Und auch mit den Sitten nimmt man es auch nicht so genau. In Saudi Arabien steht auf Ehebruch, und damit automatisch auch auf Prostitution, die Todesstrafe (auf Gotteslästerung und Hexerei übrigens auch). Das wird vielen Geschäftsleuten in Bahrain recht sein, denn am Wochenende strömen Heerscharen von eigentlich sittenstrengen Besuchern nach Manama, um dort ein wenig Spaß zu haben. Denn hier gilt ebenso wie in Las Vegas: »Was in Manama passiert, bleibt in Manama«. Doch nicht nur vergnügungssüchtige Männer landen hier, sondern auch ganze Familien, die in den zahlreichen Malls ihr Shopping-Paradies finden. Und im Süden der Hauptinsel ist ein Badeort entstanden mit allem, was dazu gehört, inklusive aufgeschüttetem Strand. Was gibt es zu sehen? Landschaftlich ist Bahrain für arabische Besucher weniger interessant, das ist das Land eher für die Besucher aus dem Norden. Überall, wo nicht gewässert wird, herrscht die Wüste. Zu der haben die Einwohner nach wie vor eine enge Beziehung. Die drückt sich unter anderem darin

43 Die erste Quelle des Wohlstands Für die Kamele des Sultans nur das Beste Selbst Hotels sind Architektenträume. aus, dass viele von ihnen am Wochenende campen gehen und das mitten zwischen den Ölfeldern. Was für ungeübte Augen wie ein Flüchtlingslager aussieht, weil Wellblech, irgendwelche Plastikplanen und Stoffbahnen den Ort ausmachen, gilt vielen als idealer Freizeitplatz. Das Campen direkt neben den Ölleitungen ist mittlerweile verboten und einige der Camps wurden aufgelöst. Vielleicht auch, weil der Staat Zusammenkünften von vielen Menschen misstraut, seit den Unruhen in der Arabischen Welt, dem sogenannten Arabischen Frühling. In Tunesien begonnen, traten seit Februar 2011 auch in Bahrain massive Bürgerproteste gegen die Regierung auf. Im März 2011 demonstrierte die schiitische Opposition gegen die sunnitische Regierung. Diese wandte sich an Saudi-Arabien, das daraufhin etwa 1000 Soldaten und 500 Polizisten entsandte, zum Ärger des Iran. Der Protest wurde blutig niedergeschlagen. An zentralen Punkten finden sich heute Soldaten, auch wenn sich die Gewalt niemals gegen Besucher gewandt hat. Bei jeder Stadtrundfahrt in Manama wird der sogenannte King Fahd Causeway (auch King Fahad genannt) lobend erwähnt. Die 1986 fertiggestellte vierspurige Autobahn ist komplett als Brücke gebaut, ist 25 Kilometer lang und verbindet Bahrain mit dem arabischen Festland. Sie wird täglich von Pendlern genutzt, die bei den reichen Saudis arbeiten, und am Wochenende von den Saudis, die Spaß suchen. Diese Brücke ist die einzige Verbindung zum Festland. Auch ist diese Anknüpfung der Grund dafür, dass in Bahrain, das bis 1971 britische Kolonie war, die Autos heutzutage rechts fahren. Ansonsten kommt man nur per Flugzeug und per Schiff nach Bahrain. Einige Sehenswürdigkeiten gibt es durchaus in Manama. Im Stadtteil Juffair befindet sich mit der sunnitischen Al-Fatih- Moschee die größte Moschee des Landes mit Platz für mehr als 7000 Gläubige. Sie wurde 1987 erbaut und nach dem Gründer Bahrains benannt. Das Gotteshaus überzeugt durch schlichte Schönheit und auch durch die reine Dimension, was nicht ganz untypische für die Region ist. Architektenträume in der Wüste Der moderne Teil der Hauptstadt Manama ist ein Traum für moderne Architektur. Bahrain Financial Harbour gilt als der höchste Bau des Landes, dessen Dschabal ad- Duchan genannte höchste natürliche Erhebung ganze 135 Meter misst. Die beiden Zwillingstürme, die ein bisschen wie gewaltige grüne Stierhörner aussehen, ragen seit 2009 260 Meter in die Höhe. Die 53 Stockwerke dienen vor allem als Sitz diverser Firmen. Der Grund, auf dem der interessante Bau steht, ist wie so viele andere Gebiete auch, dem Meer abgerungen. In Bahrain zahlt man keine Einkommens- oder Mehrwertsteuern, lediglich die Ölfirmen werden besteuert, doch die können es sich leisten. Das kleine Land ist also eine Steueroase und wirbt offensiv mit seinen günstigen Geschäftsbedingungen. Doch zurück zu den Bauten. Noch spektakulärer als der Financial Harbour ist das Bahrain World Trade Center. Dieses Wahrzeichen Bahrains ragt seit 2008 in den Läuft‘s nicht mehr rund? Ihre Waschmaschine will nicht mehr? Kein Problem, beim Neukauf können Sie ab sofort bei uns – in Kooperation mit – Ratenzahlungen vereinbaren! Gerne erstellen wir Ihnen ein Angebot! Fachberatung – Lieferung – Anschluss – Entsorgung Himmel und ist weithin sichtbar. Die beiden Zwillingstürme stehen sich gegenüber und dazwischen sind gewaltige Windturbinen montiert. Ob diese tatsächlich jede Menge Energie liefern oder in erster Linie ein Eye-Catcher sind, sei einmal dahingestellt. Letzteres ist der 150 Millionen Dollar-Bau auf jeden Fall. Von der Form her erinnern die beiden Gebäudeteile an Segel und das ist kein Zufall, denn die Geschichte des Staates, der heute rund anderthalb Millionen Einwohner hat, ist ohne die Seefahrt nicht vorstellbar. Mini-Staat zwischen Großmächten Und im Gegensatz zu den Vereinigten Arabischen Emiraten ist die Geschichte Bahrains sehr lang. Bereits für das 3. Jahrtausend v. Chr. sind Siedlungen nachgewiesen. Für Babylonier und Sumerer waren die Inseln eine wichtige Station für den Seehandel mit Indien. Die Anzahl der Hügelgräber, die sich zwischen Rheda-Wiedenbrück Gütersloher Str. 18 Fon 0 52 42 - 94 56-0 Info@ elektro-boerger.de

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