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Das Stadtgespräch November 2019

Die aktuelle Ausgabe des Stadtmagazins für Rheda-Wiedenbrück. November 2019

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44 Das Stadtgespräch Der Dschungel ist nie fern In der Altstadt Santo Domingos DOMINIKANISCHE REPUBLIK Mehr als »all inclusive« unter Palmen Früher war Gut und Böse einfach besser verteilt beim Reisen. Abgesehen davon, dass die anderen ohnehin immer die Bösen sind, war für uns auch schon so sonnenklar, dass die Touristen, also die Neckermänner, die Bösen waren. Zusammengepfercht in Bettenburgen fristeten sie ein uninspiriertes Dasein im Urlaubs-Ghetto. Wie viel besser waren doch da die anderen, also wir, die natürlich keine Touristen waren, sondern Traveller. Oder noch besser: Globetrotter! Dafür gab es in Deutschland sogar einen Verein – wofür gibt es bei uns eigentlich keinen Verein? Aber ich schweife ab. Also im Globetrotter-Verein wurde nur aufgenommen, wer mindestens drei Monate im außereuropäischen Ausland unterwegs gewesen war. Und damit waren natürlich nicht die USA gemeint, es musste schon die Dritte Welt sein – auch bei den Ländern wurde damals ordentlich durchnummeriert. Echte Globetrotter waren also in Lateinamerika, Afrika oder Asien monatelang unterwegs gewesen. Wenn das nicht reichte, mussten es wenigstens die Höhlen von Mátala auf Kreta gewesen sein. Die ersten Risse bekam das Gut-Böse-Bild für mich, weil es ausschließlich die Traveller, die Globetrotter waren, die sich die Haare im Dorfbrunnen wuschen, der einzigen Wasserstelle des abgelegenen griechischen Dorfs. Und auch, dass sich Rucksacktouristen – besser Backpacker, da findet sich das Wort Tourist nicht – bei Einheimischen, die selbst kaum etwas hatten, durchschnorrten, fand ich damals schon nicht so toll. Und dann waren ja auch die verschiedenen Länder in solche aufgeteilt, in denen es organisierten Tourismus gab und eben solche, wo es quasi nur Individualreisende gab, also die lohnenswerten. Was hat das mit der Dominikanischen Republik heute zu tun? Nun, die gehörte natürlich zu der ersten Kategorie, zumal wenn man sich nicht einmal die Zeit nahm, den Namen auszusprechen. Es war halt die Dom Rep, etwa so wie der Ballermann, eigentlich balneario, auf Mallorca. Doch wer heute noch so denkt, vertut damit eine Chance, nämlich die, ein Land und dessen Bewohner kennenzulernen. Und dazu verlässt man idealerweise auch mal die Hotelanlagen, die alles bieten, was das Urlauberherz aus dem Norden begehrt: Palmengesäumte, nicht überlaufene Sandstrände, warmes Wetter, warmes Wasser und Verpflegung rund um die Uhr. Auf den Spuren des Christoph Kolumbus Aus europäischer Sicht ist Amerika ein junger Kontinent. Nach den Wikingern im Hohen Norden betrat kein Weißer mehr amerikanischen Boden, bis Kolumbus, ein Italiener aus Genua in spanischen Diensten, auf seiner ersten Reise 1492 den Kontinent für Europa entdeckte. Der erste Versuch, eine spanische Kolonie zu errichten, startete auf Hispaniola, also der Insel, die Haiti und die Dominikanische Republik beherbergt, noch im selben Jahr. Auf allen seinen vier Reisen machte Kolumbus Station auf der Insel. Sein Bruder gründete schon 1496 Santo Domingo, die somit die älteste Stadt auf dem amerikanischen Kontinent ist – jedenfalls aus europäischer Sicht. Bald nannten die Spanier die ganze Insel nach der heutigen Hauptstadt der Dominikanischen Republik. Nicht, dass das neue Unternehmen besonders erfolgreich verlaufen wäre. Vier Jahre später wurden Kolumbus und sein Bruder sogar in Ketten nach Spanien zurückgebracht – damals hatten unternehmerische oder politische Fehlschläge noch gravierende Konsequenzen! Zwar wurden die beiden begnadigt, aber in ihre Ämter zurückversetzt wurden sie nicht. Die Stadt selbst wurde anders als die allermeisten europäischen Städte am Reißbrett nach den Idealen der Renaissance entworfen. Noch heute verfügt die Altstadt über einen zentralen Platz und schachbrettartig angeordnete Straßen. Schon Anfang des 16. Jahrhunderts wurde die erste Universität gegründet, 1540 wurde die erste Kathedrale der Neuen Welt geweiht. Bis 1992 barg sie die Gebeine von Kolumbus. Diese wurden anlässlich der 500-Jahr-Feier der Entdeckung Amerikas in den neuen Faro a Colón überführt, einem kreuzartigen Monumentalbau. Weitere Sehenswürdigkeiten sind zum Beispiel der ehemalige Palast des Vizekönigs, der Alcázar de Colón, oder auch das Museo de las Casas Reales, der ehemalige Gouverneurspalast, der noch heute gelegentlich zu Empfängen ge-

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